Zitat von
BobCramer
Nun, Du hast zwei Ausssagen getätigt: 1) "Auch ohne auf Uralt Alben zurück greifen zu müssen, auch ohne die wenigen die direkt als Comic Box verschenkt wurden, hätte 1975 ein Top Jahrgang werden können." 2) "Noch mal, man hätte bei 14tägigem Erscheinen mit 52 Seiten das Heft von Mitte 74 bis Ende 78 fast ausschließlich mit diesem Top Material füllen können."
Du willst also nicht nur den Jahrgang 1975 mit Top-Material bestücken, sondern darüber hinaus noch weitere 3,5 ZACK-Jahrgänge, 4,5 Jahrgänge mit 117 Heften bei zweiwöchentlichem Erscheinen, für die wir natürlich ca. 117 Alben mit Top-Material bräuchten. Und dazu müssten noch Dutzende von Alben und ZACK-Paraden mit Material befüllt werden.
Hier mal ein Überblick über das noch nicht genutzte typisch zaxxistische Material der Hauptserien, das 1975-1978 zur Verfügung stand. Auf die Kurzgeschichten gehe ich nicht näher ein, da stand in der zweiten Seventies-Hälfte fast nur noch Pocket-Material zur Verfügung, der Bestand an Magazin-Material war absolut vernachlässigbar. Ungenutztes Asbach-Uralt-Material aus den Fifties/Sixties lasse ich auch hinten runterfallen.
Von den Greg-Klassikern war ab/nach 1975 kaum noch Material übrig, das von Koralle gebracht werden konnte: 3 Morgan-Alben, 2 Brazil-Alben, 3 Comanche-Alben, 3 Orient-Alben. Roundabout nicht mal ein Dutzend Alben. Aber dieses Material ist ja sowieso zwischen 1975 und 1978/79 erschienen, ist also eh Teil der fiktiven Superjahrgänge.
Cooper: das bißchen, was man hier als Top-Material bezeichnen könnte, war längst weg. Ab 1975 wurde das Heft mit Weinberg-Material der B- und C-Kategorie geflutet.
Gentlemen GmbH: Das gesamte verfügbare Material wurde seit 1973 von Koralle permanent zeitnah verwertet, nachdem es in Italien erschienen war. Zu beachten ist, dass hier regelmäßig Material in die ebenso gefräßigen wie lukrativen Paraden umgeleitet wurde, für die permanent attraktive Stories gebraucht wurden.
Blueberry: 1975 waren fünf Alben mit Top-Material in der Pipeline ("Chihuahua Pearl" bis "Angel Face"). Koralle brachte das Material 1977/78, es war also eh schon Bestandteil der hypothetischen Top-Jahrgänge 74-78. Wenn wir dieses Material, die Kronjuwelen im Portfolio, als fiktive Koralle-Redakteure in einen fiktiven Top-Jahrgang 75 pumpen, gibt es bis 1979, also bis "Gebrochene Nase", keinen Blueberry mehr in ZACK. Sollte das eine sinnvolle Publikationspolitik sein?
Lucky Luke: Von den 36 Alben von "Der falsche Mexikaner" (1956) bis "Der Kaiser von Amerika" (1976) wurden zwischen 1972 und 1978 alle bei Koralle publiziert (abgesehen von fünf, sechs Asbach-Alben). Aktuelles Dargaud-Material wurde meist exklusiv als Album veröffentlicht und war in dieser Form, auch im Sog von "Asterix", garantiert ein Top-Seller, der Koralle massiv Umsatz brachte. Wir können das Dargaud-Material natürlich aus den Alben abziehen und in die fiktiven 117 Top-Hefte umleiten (also so tun, als hätten die irgendwie doofen Korallisten das Material grundlos für die Alben reserviert).
Michel Vaillant: Koralle hat über die gesamte Laufzeit faktisch das gesamte nutzbare Material ab 1960 publiziert, inklusive der Fließband-Alben ab 1977. Bis 1976 war nahezu alles weg, was bis dahin publikationsfähig war. 1977 wurde "km. 357" von 1967 nachgeschoben, eine Geschichte, die man den ZACK-Bleifuß-Fans jahrelang nicht zumuten wollte.
Rick Master: Koralle brachte fast alles von "Entführung auf der France" (1966) bis "Skandal um Rick Master" (1980), inklusive fünf exklusiver RM-Alben. Auch hier gilt: es gab kein Reservoir an ungenutztem Top-Material. Asbach-Material gilt nicht.
Tanguy und Laverdure: der seltene Fall, dass Koralle Seventies-Material einer Hauptserie nicht genutzt hat, nämlich den Vampir- und den Sarrakat-Zweiteiler. Die Vampir-Geschichten sagten den Koralle-Leute wohl wegen zu großer Frankreichlastigkeit nicht zu. Aber natürlich können wir als fiktive-Koralle-Redakteure die vier Geschichten für die hypothetischen Top-Jahrgänge 74-78 nutzen. Das hilft uns aber auch nicht groß weiter bei der Bestückung der 117 Top-Hefte.
Roland der Ritter: wurde nach "Der Schwarze Prinz" abgebrochen. Da waren noch, sagen wir mal, ca. fünf, sechs Alben mit schönem Material übrig. Die Frage ist natürlich, wie groß die Nachfrage nach historischen Comics unter den typischen ZACK-Lesern war. Die Koralle-Leute hatten kein Interesse an Historien-Comics - aus gutem Grund oder aus schlechtem Grund? Wenn wir das ZACK-Konzept anders ausrichten als die Koralle-Leute (wenn wir also ein weiteres Mal davon ausgehen, dass wir cleverer sind als sie), können wir Roland-Material in die 4,5 Superjahrgänge pumpen. Das hilft aber auch nicht viel bei 117 zu bestückenden Heften.
Tim und Struppi: Zwei der drei aktuellen Alben wurden gebracht. "Picaros" im Springer-ZACK? Ich weiß nicht so recht... Sollte man ZACK in der zweiten Seventieshälfte mit historischem T+S-Material aus den 40ern oder 50ern bestücken? Das finde ich abwegig.
Valerian: die drei Geschichten, die zum "naiven Abenteuerkonzept" von ZACK passten, waren 1973/74 abgedruckt worden. Laut Kläsener war die Leserresonanz lauwarm. Und ich kann mir sowas wie "Botschafter der Schatten" nun wirklich nicht neben Master/Cooper/Vaillant/Luke vorstellen.
Bleiben Nebenserien wie Clifton, Futuro, Jugurtha, Kasimir, Thomsen, Section R, Janssen, von denen noch ordentlich Material existierte (was allerdings nicht für den Hermann-Jugurtha gilt). Sollte das wirklich "Top-Material" sein? Das finde ich nicht. ZACK-Top-Material ist für mich das, was aus dem Dunstkreis Charlier/Goscinny/Greg/Duchateau kam und Koralles "Golden Age" von 1972-1974 bestimmte. Alles andere waren Nebenserien, war Füllmaterial.
Ich habe mir jetzt die Mühe gemacht, das alles möglichst detailliert aufzuschlüsseln. Wenn Du der Ansicht bist, dass ich falsch liege, dann dies bitte ebenfalls detailliert begründen. Bitte angeben, welches Material Dir für die 117 Top-Hefte vorschwebt. Bislang hast Du, sorry, nur "aus dem Kopf" Vermutungen formuliert.
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