Harry und Platte: Die Würste des Doktor Snoss (ein Fragment in der GA Band 3 bei Salleck)
Bizarr. Denis übernahm für zwei Alben die Serie, dazwischen aber kehrte Rosy zurück mit einem Skript, von dem 13 Seiten angefertigt wurden, welche in Schwarzweiß zwischen den beiden Denis-Alben im GA-Band 3 zu finden sind. Wie erinnerlich genießen die zwei Denis-Alben keinen allzu guten Ruf, so dass mit einer Rückkehr von Rosy durchaus eine gewisse Hoffnung verbunden werden konnte, die sich erstaunlicherweise aber nicht wirklich erfüllt. Die 13 Seiten erzählen eine geradezu absurde Geschichte um ein Land, in denen Würsten eine hohe Bedeutung zukommt und wo auch Funkgeräte aussehen wie Würste, Ersatzfunkgeräte aber wie Bananen. Französische Polizisten, wenn sie Agenten dieses Landes beim Benutzen der Wurst als Funkgerät ertappen, zwingen diese dazu, das Funkgerät aufzuessen und später dann auch die Banane, das Ersatzfunkgerät. Da kann man nur spekulieren, wie verrückt das alles noch hätte werden können und wer weiß, ob nicht alles noch einen Sinn erhalten hätte?
Bis zu diesem Punkt am Ende von Seite 13 jedoch ist das ganze tatsächlich vollkommen durchgeknallt. Wenn frankobelgische Comics SO wären, würden wir hier nicht sitzen oder unkontrolliert mit den Augen rollen. Das ist geradezu absurd. Und genau das macht dieses Fragment fast interessanter als die beiden albenlangen Abenteuer von Denis, die so schlecht nicht sind, aber auch nicht mit den vorhergehenden Abenteuern konkurrieren können, was aber ja in den besten Serien mal vorkommen kann. In Wirklichkeit ist es dieses unglaubliche Fragment, welches den Band so bemerkenswert und gar Aufsehen erregend macht. Ist es bekannt, ob Rosy in jener Zeit psychisch durch den Wind war? Im Band selbst steht da nichts zu, wie überhaupt das Fragment weniger Erwähnung findet als es meiner Meinung nach verdient hätte.
Nicht unerwähnt bleiben sollte auch, dass der Taxifahrer auf Seiten 1 und 2 des Fragments ja mindestens stark an Kasimir angelehnt ist. Und passend zum Wahnsinn, den ich hier vermuten muss, ist auch der Taxifahrer der zur Verfokgung aufgefordert wird derselbe. Also wieder ein Kasimir.
Ihr seht, hier ist Frankobelgien am Rande des Abgrunds, kurz vor der totalen Durchgeknalltheit.
Und klar, natürlich hätte ich gerne gewusst, wie DAS zu Ende gehen sollte. Mir ist, als wären die Macher dieses GA-Bandes sich gar nicht darüber klar gewesen, dass hier das absurdeste, verrückteste, durchgeknallteste Machwerk einer ganzen Kunstform zum Abdruck kommt. Es hätte deutlich mehr Begleittext verdient.
EDIT: Es bleibt derweil auch ein wenig unklar, warum H+P sich darauf einlassen, in das Land der Würste zu fahren. Deren Aktivität beläuft sich derweil auf die Anzahl der Möglichkeiten, den Namen Hasenpfeffer falsch auszusprechen. Bei einer der ersten Versionen "Asenpfeffer", drängt sich der Verdacht auf, dass hier die Varianten im französischen Original etwas lustiger sein könnten, als es in die deutsche Sprache übertragbar war. Da das aber gleichzeitig ein Running Gag ist, der die gesamten 13 Seiten durchzieht, setzt hier die deutsche Fassung dem Irrsinn des Fragments sozusagen die Narrenkappe auf. Aber es wäre ja auch ein seltener Einzelfall gewesen, wenn es eine Krone geworden wäre.
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