Naja, social media.
Rosa war Barks-Fan seit er selbigen entdeckt hat. Wie jeder Fan zu allen Zeiten wird er sich über Manipulationen dessen Werks, erst recht ganze Streichungen, geärgert haben, der Unterschied zu heute ist: jetzt tragen's die sozialen Medien in die Welt.
Und dass sich ein Künstler darüber aufregt, dass an seinem Werk herumgedoktert wird (Post 4559), ist nur natürlich. Überhaupt wird das auf jeden zutreffen, der glaubt, gute Arbeit abgeliefert zu haben und dann sehen muss, dass jemand anderes darin herumfuhrwerkt. Pratt hat sich bei Koralle über die Manipulationen an seiner Südseeballade beschwert, Hermann hat Koralle gedroht, dass er sich einen anderen Verlag suchen würde, wenn die Hamburger seinen David Walker/Jeremiah nicht so haben wollen, wie er ihn zu Papier bringt. Der Künstler denkt an seine Kunst, der Verleger an deren Verkäuflichkeit. Und die Fans wollen die Handschrift des Künstlers, nicht die des Verlegers sehen.
Weinberg ist der einzige, der mir spontan einfällt, der bei den Manipulationen seiner Storys (1960er-Jahre-Cooper) sogar bereitwillig mitgewirkt hat (= er hat Zusatzseiten gezeichnet, die den Sinn seiner ursprünglichen Geschichte verändert haben).
By the way:
Was Du für Don Rosa bestätigst, gilt übrigens auch für den Rest des amerikanische Marktes.
Bevor hier Gerüchte aufkommen: Schon seit vielen Jahren erhalten Comiczeichner bei Neuauflagen ihrer Werke Kohle. Ich war total platt als ich mal in einem Interview gelesen hatte, dass sogar noch für Letterer und/oder(?) Koloristen etwas abfällt (ob DAS für jeden Verlag gilt, weiß ich allerdings nicht).
Bsp.:
Scott Edelman, der in den 1970ern ein paar Captain Americas etc. getextet hat, meint sogar, es könne sein, dass er in den Nuller-Jahren an den Reprints seiner Storys mehr verdient habe, als in den 1970ern.
Zitat:
I've probably made more money in the first decade of this century from the reprinting of comic books I wrote in the mid-'70s than I earned during the mid-'70s from the original publication of those comics.
Quelle (wer neugierig ist: hier werden sogar ein paar Beträge genannt)
Ich weiß, ich wiederhole mich, aber: naja, social media.
Wenn das früher ein paar Heinzen aufgefallen ist, war das halt nicht genug. Und wenn einer von denen für ein Fanzine geschrieben hat, dann gab's ein paar empörte Leserbriefe und gut war. Was konnte man auch tun?
Durch social media geht ein Protest gleich um die ganze Welt und viele Fans = viele Follower = große Reichweite. Eine Reichweite, die vor wenigen Jahren undenkbar gewesen wäre.
Prinzipiell ist das aber nichts, was den Fan jemals unberührt gelassen hätte. Von der Schusswaffe, die aus der Spirou-Story retuschiert wurde bis zu diversen Manipulationen in den Comanche-Edelwestern, erst recht das Nichtveröffentlichen von ganzen Storys (Wayne Shelton), das war bei Fans immer Thema und Grund unschönster Verwünschungen.
"Disney heute" hat jedoch ein sehr spezielles Problem und das ist seine woke Führung, die sich bereits seit geraumer Zeit durch mehr Sendungsbewusstsein als Geschäftssinn auszeichnet.
Ich denke, man kann hier tatsächlich von "woker Führung" in Abgrenzung zu einer "sich woke gebenden Führung" sprechen, weil die Verluste, die Disney heuer einfährt, jeden Fake-Woken längst zum Umsteuern bewegt hätte ... haben müsste.
Hier eine wirklich gelungene, kurzweilige Zusammenfassung wie Disney sich mit seinem gegenwärtigen Kurs ruiniert (dieser Tage wurde ein weiterer Abbau von
mehreren tausend Stellen verkündet).
Was hat das alles mit Comics zu tun?
Nun, die absurden woken Standards bleiben nicht auf Film und Fernsehen begrenzt. Das heißt der Giftschrank muss ständig erweitert werden.
Und wer meint, Künstler wie Barks und Rosa könne man leicht ersetzen, wird ein böses Erwachen erleben.
Es ist erst ein paar Jahre her, da gab's die GA-der-langen-Gottfredson-Geschichten. Darunter sicher auch ein paar Storys, die aus der Perspektive hypersensibler Schneeflocken pfui sind (Ich merke mal an, dass ich frankobelgische Geschichten aus den Fünfzigern kenne, deren Handlungen "beanstandungswürdiger" sind als Gottfredsons Storys aus den Dreißigern. Was ich wirklich erstaunlich fand).
Dennoch war eine kommentierte Ausgabe damals noch möglich, aber die nächste Säuberung wird sicher nicht lange auf sich warten lassen.
Dass nun nicht nur die alten Barks-Kamellen, sondern sogar ein Don Rosa mit dem Bannstrahl belegt wird und völlig in der Versenkung verschwinden soll, also nicht einmal in kommentierten Ausgaben veröffentlicht werden darf, zeigt, dass Disney das Stadium kompletten Überdrehens erreicht hat.
Dennoch fürchte ich, es muss erst noch schlimmer kommen, bevor es besser wird.
Und es wird schlimmer kommen, weil: social media.
Ein großer Teil potenzieller Kunden einer "Dagobert - Sein Leben, seine Milliarden"-Ausgabe weiß nun, dass er diese nicht mehr komplett erhalten wird, weil in einer Story drei Bilder eines Zombies zu sehen sind. Welcher Sammler - und das sind die Kunden solcher Ausgaben - will sich eine 12-Teiler kaufen, in dem ein (wichtiger) Teil fehlt? Und durch social media ist - im Gegensatz zu früher - ein Großteil vorgewarnt.
Und der absurde Grund ... darüber werden noch weniger Leute fertig. Was dann auch der Marke nachhaltig schadet.
Ein Konzern bei dem alles zur Disposition steht, erweckt nun wirklich nicht das Vertrauen seiner Kunden.
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