Leider ist es offensichtlich unmöglich, die Anime-Redaktion zu kontaktieren bzw. dass diese auf dieses Thema antwortet (auch nicht über e-mail und auch über Twitter bekomme ich keine Antworten).
Zur Vollständigkeit hier zumindest das Statement der Manga-Redaktion:
Vermutlich sind die Gründe bei Anime die gleichen, also:
- Leseverständnis (bzw. Verständnis beim deutschen Dub)
- Lesefluss (bzw. "Hörfluss" beim deutschen Dub)
- Tiefere Fehlerquote bei der Übersetzung
Der letzte Punkt ist für mehrere User unverständlich. Schliesslich müsste eher die Quote tiefer sein, wenn man den Namen wie im Orginal übernimmt (bzw. nur die Suffixe entfernt) statt immer daran zu denken, den Namen zu ändern (inkl. Kontrolle, ob dies bei dieser Szene wirklich geändert werden muss). Die Begründung wurde von mehreren Usern (darunter auch welche mit beruflicher Erfahrungen mit Übersetzungen) nachgefragt, jedoch möchte die Manga-Redaktion offenbar keine Begründung zu diesem Punkt liefern.
Bei den ersten 2 Punkten zumindest beim Untertitel wirklich fraglich, ob diese Praxis von Kazé dem Lesefluss bzw. der Leseverständnis hilft. Aus meiner Sicht stört es den Lesefluss sehr stark, wenn man im O-Ton den Nachnamen hört, während man den Vornamen liest. Wie erwähnt ist dies beim Film "Kase-san and morning glories" sehr extrem (und ironischerweise ist im Filmtitel ein Nachname drin).
Für Neulinge - sofern sie Anime in OmU schauen - ist dies bezüglich Leseverständis zudem sehr schwer. Denn diese kennen die Umgangsformen möglicherweise nicht und verstehen deshalb auch nicht, warum im Untertitel ganz andere Namen stehen.
Fazit für die Untertitel nach derzeitiger Lage:
Bei den 3 Argumenten sind die ersten beiden Argumente klar nicht gültig, da genau das Gegenteil der Fall ist, wenn im Untertitel ein anderer Name steht als man hört.
Das 3. Argument ist so oder so bis jetzt nicht plausibel (gilt auch für den deutschen Dub).
Beim deutschen Dub kann man natürlich sagen, dass die japanischen Namen für Anfänger noch ungewohnt sind.
Wie im Pendant dieses Threads im Manga-Forum jedoch beschrieben, gibt es bei Harry Potter auch Schüler, die sich mit Nachnamen ansprechen. Die Namen insbesondere der Lehrer sind auch sehr "exotisch" und da sich die Lehrer untereinander mit Vornamen ansprechen, muss man hier nicht selten auch Vor- und Nachnamen merken. Dies ist aber offenbar bei Harry Potter kein Problem.
Deshalb muss man sich doch frage, ob die kognitiven Fähigkeiten bei Anime-Fans (bzw. Manga-Fans) geringer sind oder zumindest als geringer eingeschätzt werden als z.B. bei Harry-Potter-Fans.
Fazit beim deutschen Dub nach derzeitiger Lage:
- Bei Punkt 1 und 2 wird vermittelt, dass man deshalb die Vornamen verwendet, weil die zuständigen Redaktionen von schlechteren kognitiven Fähigkeiten ihrer Leser/Zuschauer ausgeht als dies Redaktionen anderer - recht vergleichbarer - Titel tun (z.B. Harry Potter mit nicht selten ungewöhnlichen Namen, etc.). Aus meiner Sicht eine recht zweifelhafte Begründung, die ich persönlich nicht teile (zumal Leser von Manga bzw. Zuschauer von Anime zwangsweise mit jeder Menge speziellen und ungewohnten Dingen aus Japan Kontakt haben werden, die sie ebenfalls kognitiv verarbeiten müssen).
Bei den Untertiteln gibt es deshalb kein wirklich sinnvoll Argument (zumindest konnte Kazé keines liefern), warum man Vornamen verwendet, während im O-Ton der Nachname fällt.
Beim deutschen Dub denke ich, dass die Kazé-Redaktionen die kognitiven Fähigkeiten ihrer Kundschaft doch stark unterschätzt, das die Anreden angeht. Man muss als Manga-Leser bzw. Anime-Zuschauer grundsätzlich viele Dinge verarbeiten, die in Japan üblich aber bei uns unüblich sind. Das mit den Anreden können sie deshalb auch - ohne nennenswerten Malus beim Konsum - verarbeiten; auch Neulinge.
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