Castro

[Sambir]

Klasse Zeichnungen, Story nicht ganz so toll.

Die Rezi in Comickunst:
http://comickunst.wordpress.com/2010/09/30/castro/

[Schninkel]

Hätte es mir in Farbe gewünscht, so genial wie er mit Tusche umgehen kann.
Die Story fand ich sehr gelungen und extrem spannend und als Prequel für Havanna gesehen und somit als Gesamtwerk verstanden, ist auch die "Würdigung" kubanischer Lebensstandards, die Du vermisst, enthalten.

[Sambir]

als Prequel für Havanna gesehen und somit als Gesamtwerk verstanden, ist auch die "Würdigung" kubanischer Lebensstandards, die Du vermisst, enthalten.

na ja ... eine sehr gewagte interpretation.

wenn jemand mit dem anspruch antritt, eine biografie schreiben / zeichnen zu wollen, gehören die gesellschaftlichen hintergründe da rein, und nicht in einen anderen band. ich denke, das problem liegt darin, dass kleist und skierka, der ihm da beratend zur seite gestanden hat, viel an hintergrundwissen, das sie selber haben, vorausgesetzt haben. es ist immer schwer so umfangreiches material so zu strukturieren und zu kommunizieren, dass es für außenstehende weder zu viel noch zu wenig an informationen enthält. einfach auch deshalb, weil ja auch die leser unterschiedliches hintergrundwissen haben und man nie genau weiß, was man als gegeben voraussetzen kann. und dann ist es auch noch ein unterschied, ob ich die bio eines musikers (johnny cash) oder die eines politikers schreibe. bei politikern spielen viel mehr faktoren eine rolle.

[Schninkel]

Zitat aus dem Vorwort von Skierka (zweiter Absatz. 4. Satz):

"Der Havanna-Comic war in gewisser Weise Kleists Ouvertüre zu dem nun vorliegenden Band..."

Das kann man so sehen, muss es aber nicht. Ich schließe mich Skierkas Sichtweise an.



(Wobei ich einen Fehler begangen habe. Es hätte heißen müssen: Als Sequel für Havanna.)

[felix da cat]

Normalerweise bringen mich Klappentexte und ähnliches nicht zum Nachdenken, aber habe gerade gelesen mit welchen Worten Carlsen die Graphic Novel Castro bewirbt: "umstrittener Revolutionär und Politiker" und da isses geströmt:
My ass, they are right!

Sehr schön, allerdings frage ich mich:

Wieso eigentlich ist jemand "umstritten",

- der sich selbst "Maximo Lider" nennt/nennen lässt (und damit für jedermann erkennbar jedem egalitären Gedanken Hohn spricht)?

- der Thronfolger nach den ehernen Prinzipien des Nepotismus beruft?

- der aus dem Puff Kuba das Sextourismusziel Kuba gemacht hat?

- der Ausreisewillige schon mal als "Schmarotzer" bezeichnet und auf offener Straße verprügeln lässt?

- der relativ unumstritten ein Massenmörder ist, der sogar seine Mitrevolutionäre liquidieren ließ, wenn sie ihm im Weg waren?

Gedankenstrich.

Und ja, Carlsen, das mit dem Charisma ist so 'ne Sache. Des Einen Bewunderung ist des Anderen Abscheu.
Charismatisch scheint er mir nur auf einige Linke zu wirken (teilweise auch auf Rechtsradikale wie ich in dem ein oder anderen Forum bereits lesen konnte; die Welt ist halt bekloppt!). Denen reicht es, dass jemand die USA hasst und schon werden alle Sünden vergeben und die Rechtfertigungsmaschinerie walzt ihre fadenscheinigen Erklärungen aus. Gebenedeit seist Du! Offenbar handelt es sich hier um ein Verdienst, das alle Schandtaten relativiert.

Normale Menschen hingegen haben sicher Schwierigkeiten einem selbstverliebtem Dampfplauderer wie ihm mehr als eine Minute lang zuzuhören.

Aber ...
... ja, hat er denn nicht die Gesundheitsversorgung (schon mal die Zahnruinen des Durchschnittskubaners gesehen? dann erübrigen sich die Fragen nach dem Niveau dieser Versorgung) für alle geschaffen?
(andere Diktatoren, andere Verdienste; bei unserem kommt ebenso gewiß der Einwurf mit den Autobahnen).

Aber Carlsen hat natürlich Recht.

"Umstritten" ist kein Euphemismus. Das ist der Mann tatsächlich. Nur.

Dass er umstritten ist, ist ein Armutszeugnis.
Das ganze Geheimnis, warum eine solch armselige Figur "umstritten" sein kann, hat der weise Lord Acton schön vorletztes Jahrhundert gewusst: weil "hinter jedem Verbrecher ein Sophist mit einem Schwamm steht"
... in diesem Fall aber eine ganze Batterie.

[Sambir]

was für ein geschwafel von felix. es gibt an kuba sicher viel zu kritisieren, aber realitäten sollte man schon zur kenntnis nehmen. nur 1 beispiel: die für jeden kubaner kostenlose gesundheitsversorgung.

kuba gehört im bereich medizin zu den führenden nationen der welt. die ärztedichte im land ist eine der höchsten der welt, die kindersterblichkeit ist niedriger und die lebenserwartung höher als selbst in den USA, 20.000 kubanische ärzte arbeiten weltweit kostenlos im rahmen humanitärer programme, weitere 20.000 arbeiten bezahlt außerhalb kubas (wegen den deviseneinnahmen). manche krankheiten lassen inzwischen sogar europäer lieber auf kuba behandeln, weil die kubaner im bereich biomedizin viel weiter sind als kliniken hierzulande.

das nicht zu wissen ist nicht schlimm (man kann nicht alles wissen), aber von irgendwelchen zahnstummeln zu schwafeln zeugt dann doch von einer gewissen ignoranz und der weigerung, eine - vielleicht nicht ins eigene weltbild passende - realität zur kenntnis zu nehmen. um das dann aber auch noch mit hitlers autobahnen zu vergleichen, muss man - sorry - schön gehörig einen an der klatsche haben.

[Aslak]

Im ARD Morgenmagazin war heuete morgen ein Beitrag in der Rubrik Buchtipps in welchem u.a. Reinhard Kleist Castro besprochen wird. Inkl. Interview mit Reihard himself.

Gruß,
Nils

[IINavarII]

Hallo, auf meiner Seite micomics.de läuft gerade "10 Fragen an..." mit Reinhard Kleist. Zu Gewinnen gibt es neben seinen Werken auch eine unveröffentlichte Seite aus Havanna im Original !
http://micomics.de/eure-fragen-an-reinhard-kleist/