Ich habe gestern auch endlich "Mulholland Drive" gesehen und muss sagen, dass dies sicherlich der am schwersten zu verstehenden Film von Lynch ist. Während bei seinen bisherigen Meisterwerken "Twin Peaks" und "Lost Highway" zumindest ein grober Faden zu erkennen war, ist bei MD selbst dieser nur mit sehr viel Überlegungen erahnbar!

Da es beim "erkunden" des Inhaltes natürlich unumgänglich ist den gesamten Inhalt unter die Lupe zu nehmen, gilt für den kompletten Thread natürlich

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Hier mal meine Interpretation:

Betty kommt nach Hollywood und will Karriere als Schauspielerin machen. Um Geld zu verdienen arbeitet sie nebenbei in einem Lokal. Mit der Zeit wird sie immer depressiver und flüchtet sich in ihre Fantasiewelt (evtl. gefördert durch starke Depressionen und/oder Drogen). Hier erschafft sie sich die Person, die all das verkörpert was sie gerne wäre. In Anlehnung an ihr schauspielerisches Vorbild Rita Hayworth, nennt sie diese Fantasygestalt Rita. Irgendwann fehlt ihr Geld (würde die Drogentheorie unterstützen) und sie heuert einen Killer an, der ihre Tante Ruth ermordet, worauf sie ihr Vermögen erbt. Diese zusätzliche Last wiegt so stark, dass Betty den erträumten Part in sich immer weiter verinnerlicht und letzten Endes nicht mehr unterscheiden kann, welcher Teil ihr wirkliches ich ist. Die Gewissheit, ihre Tante ermordet zu haben belastet sie immer mehr und ihre Fantasiewelt wird immer wilder. Letztenendes wird es alles zu viel für sie und sie erschiesst sich selbst.

Hier noch einmal ein paar Versuche der Interpretation einzelner Dinge:

- Die Farben ROT und SCHWARZ haben eine große Bedeutung für den Film. Alles was SCHWARZ erscheint steht für die Trauer um den in Auftrag gegebenen Mord und den Verlust der eigenen Identität, alles ROTE für den Wunsch nach Erfolg und Liebe.

- Der Regisseur ist den Film über komplett in schwarz gekleidet und stellt den Teil des Bewusstseins dar, der versucht zu klären, wer die wirkliche Betty ist. Als er sich am Ende für Rita entscheidet, bedeutet dies, dass Betty sich für einen Traum anstelle für das richtige Leben entscheidet.

- Die skurillen Mafia Typen und der kleine Mann stehen für den Teil des Bewusstseins der versucht durchzusetzen, dass Betty sich nicht in Träumen verliert, sondern in das richtige Leben zurückkehrt und aufhört sich in eine Illusion zu verlieren.

- Sämtliche Szenen in denen die Farben bei Kleidung und Örtlichkeiten einen offensichtlich starken ROT und SCHWARZ Anteil haben sind Szenen aus einer Fantasiewelt und haben nichts mit der Realität zu tun. Demnach spielt der allergrößten Teil in Bettys Fantasie, in der es nur Glamour und heile Welt gibt.

- Die Szene am Ende mit dem Silencio-Theater steht dann für den inneren Frieden den Betty gefunden hat.

- Der Typ, der anfangs im Lokal nach der "Wahrheit hinter seinen ständigen Träumen" sucht ist ebenfalls ein Teil Erinnerung, der den realen Teil von Betty kennt, welcher dort gekellnert hat. Als er dabei ist die Realität zurückzurufen, kommt der dunkle und verrottete Teil der Seele dazwischen, der den Funken Hoffnung sofort im Keim erstickt.

Auf jeden Fall ist MD ein extrem interessanter Film, der für Freunde von nicht einfachen Filmen extremsten zu empfehlen ist. Aber das werdet ihr dann ja noch in der Besprechung auf dn Splashmovies näher erläutert bekommen