"Für mich war das ein Tiefschlag"
Mel Gibson ist baff: Sein selbst finanzierter Film schaffte einen der erfolgreichsten US-Kinostarts aller Zeiten. Noch mehr, gestand er im TV TODAY-Interview, habe ihn der Streit um sein vermeintlich judenfeindliches Werk verblüfft.
TV TODAY: Welche Absicht haben Sie mit der Verfilmung der Passionsgeschichte eigentlich verfolgt?
Mel Gibson: Ich wollte sie so realistisch und so menschlich wie nur möglich darstellen. Der menschliche Aspekt der Geschichte war mir am wichtigsten. Denn damit kann jeder etwas anfangen.
Und doch ist der Jesus Christus, den Sie zeigen, nicht einfach nur ein Mensch ...
Aber es sind seine menschlichen Erfahrungen, die uns mit ihm verbinden. Wir sind nun einmal Tiere mit einer Seele. Ich glaube, die meisten Menschen spüren, dass es noch mehr gibt als das Diesseits.
Die Art, wie Sie biblische und andere Quellen interpretiert haben, ist Ihnen in den USA als antisemitisch ausgelegt worden.
Man trifft ja immer, wenn man sich öfffentlich zu Politik oder Religion äußert, bei manchen Leuten einen empfindlichen Punkt. Ein wenig Aufregung um den Film hatte ich daher schon erwartet, aber niemals dieses Ausmaß.
Haben Sie die Vorwürfe überrascht oder die Massivität, in der sie vorgebracht wurden?
Ich bin wirklich geschockt. Ganz ehrlich: Ich hatte nicht geglaubt, dass mein Film einen Entrüstungssturm auslösen würde.
Weil es nach Ihrer Auffassung dafür keinen Grund gibt?
Für mich war das ein Tiefschlag. Der Begriff "antisemitisch" wird einfach gedankenlos benutzt. Und wenn einem das Wort oft genug angehängt wurde, bleibt es haften. Genau das ist mir passiert.
Sie fühlen sich also als unschuldiges Opfer?
Mein Film wurde ja schon kritisiert, bevor wir ihn überhaupt fertig gedreht hatten. Während des ganzen letzten Jahres brauchte man nur irgendeine Zeitung aufzuschlagen, um Negatives darüber zu lesen. Immerhin hatte ich dadurch täglich Gelegenheit, Toleranz zu üben (grinst).
Ist "Die Passion Christi" auch Ihre persönliche Abrechnung mit dem nicht sonderlich religiös geprägten Hollywood?
Ja, Hollywoods weltliche Reize haben mich verführt. Aber egal, wie exzessiv man sich seinem Vergnügen hingibt: Irgendwann merkt man, dass das nicht genügt, um die eigene spirituelle Leere auszufüllen.
Hat es denn Ihre Leere ausgefüllt, "Die Passion Christi" zu drehen?
Sagen wir so: Ich habe jetzt ein erfüllteres Leben als vorher.
Können Sie sich vorstellen, noch einmal als Actionheld ins Kino zurückzukehren?
Ich bin inzwischen zu alt für den Actionkram. Deshalb wird es keinen "Mad Max 4" geben. Es sei denn, er heißt "Fat Max".
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