Tja, stand in der Thread-Überschrift nicht auch noch etwas von einer ganz neuen Reihe? Jawoll, nachdem man den Namen "Godzilla" mal kurz nach Amerika verliehen hatte, dachten die Toho-Studios sich wohl: "So nicht, Herr Emmerich! Bitte keine billigen Panik in New York-Plagiate unter unserem guten Namen!" ... na okay, vielleicht dachten sie auch nur: "Hey, der blöde Deutsche hat den Namen unseres Parade-Monsters auch international in alle Nachrichtensendungen gebracht – das nutzen wir doch gleich mal aus!" ...
Wie dem auch sei: Nachdem man sich in den Jahren 1996-98 mit dem Drehen von drei neuen Mothra-Filmen die Zeit vertrieb, kam passend zur verfrühten Jahrtausendwende im Dezember 1999 Godzilla 2000: Millennium in die japanischen Kinos, und – Stilbruch!? – erstmals wurde ausgiebiger Gebrauch von Computeranimationen gemacht (bei Godzilla vs. Destoroyah kamen allerdings auch schon kurz Computergrafiken zum Einsatz, als es darum ging, die Auflösungserscheinungen von Godzillas Haut zu illustrieren). Aber keine Bange, die Monster werden nach wie vor vorwiegend vom legendären "Mann im Gummianzug" verkörpert …


Okay, kommen wir zur Handlung von Godzilla 2000: Millennium. Der Film beginnt damit, dass wir den Seismologen Shinoda (gespielt von Takehiro Murata, der seinen ersten Godzilla-Auftritt in Kampf der Sauriermutanten als Kenji Ando, Gehilfe des kapitalistischen Oberschurken, hatte) samt Tochter Io (ca. 13-14 Jahre alt) sowie eine Foto-Reporterin namens Yuki Ishinose dabei beobachten, wie sie auf große Erschütterungen warten. Und die werden natürlich auch recht schnell von den Messgeräten verzeichnet, weil nämlich Godzilla für eine kurze Stippvisite das Meer verlässt und sein gewohntes zerstörerisches Tagwerk beginnt … ganz so gewohnt ist seine Erscheinung für den Filmzuschauer dann allerdings auch wieder nicht, denn Toho hat dem großen Burschen ein ordentliches Facelifting verpasst: Godzilla ist nun etwas kleiner als zuvor (Fans schätzen ihn auf rund 55 Meter), schlanker, insgesamt saurierhafter, hat deutlich längere und schärfere Knochenplatten auf dem Rücken und einen noch fieseren Gesichtsausdruck mit einer recht spitzen Schnauze bekommen. Meiner Meinung nach ist das neue Monster-Design ein echter Fortschritt und sollte so oder ähnlich ruhig noch für einige Zeit beibehalten werden.

Gut, genug der speicheltriefenden Fanboy-Lobhudelei für die Kostümbastler, und weiter im Text: Wir erfahren schnell, dass Shinoda und Io die Köpfe des Godzilla Prediction Network (kurz GPN) sind, einem Verbund von über ganz Japan verstreuten Hobby-Forschern, die sich der Beobachtung geo- und meteorologischer Daten verschrieben haben, um daraus Godzillas Erscheinen abzulesen, damit die Bevölkerung rechtzeitig gewarnt werden kann. Dabei sind sie jedoch durch und durch an der Erhaltung des Monsters interessiert, vermuten sie in seinem Innenleben doch grundlegende Informationen über den Ursprung des Lebens. Außerdem gibt's noch ein staatliches und weniger friedliches Gegenstück zur GPN: Die CCI (Crisis Control Intelligence Agency – warum die nicht CCIA abgekürzt wird, weiß der Geier …), geleitet vom entschlossenen und wenig zimperlichen Katagiri. Die CCI setzt im Kampf gegen Godzilla natürlich eher auf High-Tech; so hat sie z.B. um ganz Japan herum Sonden aufgestellt (sogenannte G-Sensoren).

Beim Ausbringen einiger dieser G-Sensoren stößt ein U-Boot in einem Tiefseegraben östlich von Japan auf einen riesigen Felsbrocken, der schnell als Meteorit identifiziert wird. Und aus welchen Gründen auch immer: Man beschließt, ihn mit Hilfe von Ballons an die Oberfläche zu bringen. Seltsamerweise überholt der Meteorit aber beim Auftauchen die an ihm befestigten Ballons und treibt daraufhin wie ein Stück Kork an der Meeresoberfläche. Mehr noch: Nach kurzer Zeit richtet er sich auf, so dass er mit der schmalen Seite im Wasser schwimmt und seine Spitze auf die Sonne ausrichten kann … die CCI-Forscher sind da natürlich erst einmal ratlos, mutmaßen aber sicherheitshalber, dass das Objekt außerirdischen Ursprungs ist.

Währenddessen macht Godzilla, angelockt von einem Kraftwerk (das wird in diesem Film als seine große Passion dargestellt – Kraftwerke in seinem Einzugsbereich werden folgerichtig trotz aller ungünstigen Folgen sofort heruntergefahren), mal wieder einen kleinen Landurlaub. Diesmal stellt sich ihm die CCI entgegen, die ihm mit der üblichen Hardware entgegentritt: Minenfelder, Panzer, Kampfjets (die übrigens unrealistische, aber sehr coole Manöver fliegen ) und ihrer neueste Entwicklung: die Full Metal Missile, die auch dickste Betonplatten durchschlagen kann. Nun ja, bei Godzillas Beinen klappt das auch so einigermaßen, und immerhin gelingt es, ihn vom Verspeisen des Kraftwerks abzubringen.

Andernorts setzt sich nun allerdings der Meteorit in Bewegung. Er fliegt eilends zu Godzilla hinüber, bildet eine Öffnung an der Vorderseite und beschießt den Saurier mit einem dicken, grünen Strahl, der den Koloss rücklings in ein Kraftwerk purzeln lässt (was tricktechnisch besonders gelungen dargestellt wird – ohnehin sind die Modellbauten in Godzilla 2000: Millennium über jeden Zweifel erhaben!). Tja, das lässt Godzilla sich natürlich nicht bieten, und so wird kräftigst zurückgestrahlt. Der Zuschauer bekommt hier zum ersten Mal den neuen, computergenerierten Feueratem zu Gesicht, und auch wenn er jetzt nicht mehr bläulich-weiß, sondern eher hell-orange-rot ist, so muss ich sagen: Der sieht recht gut aus! Nun denn, der Meteorit strahlt dann auch noch einmal zurück, Godzilla wird fortgeschleudert, und der Felsklotz fliegt noch ein paar Meilen weiter, bevor er sich wieder senkrecht auf die Meeresoberfläche stellt. Durch den Beschuss durch Godzilla sind allerdings an seiner Spitze ein paar Gesteinsbrocken weggeplatzt, und man sieht silbrig glänzendes Metall durchschimmern …

Die CCI tastet den wundersamen Meteoriten natürlich rund um die Uhr mit allen möglichen Sensoren ab und kommt zu folgenden Ergebnissen: Die Steinkruste ist ca. 60 Millionen Jahre alt – so lange hat das Ding also vermutlich schon im Meer vor Japan gelegen. Außerdem scheint es seine Energie durch Sonnenlicht zu bekommen, denn so wäre erklärbar, warum es sich in der finsteren Tiefsee so lange nicht gerührt hat und erst beim Erreichen lichtdurchfluteterer Tiefen munter wurde …

Shinoda, den neben der unterschiedlichen Herangehensweise an das Problem Godzilla auch noch eine alte Feindschaft von Katagiri trennt, hat allerdings ganz andere Sorgen. Er möchte sich nämlich gern mal die tollen, fortschrittlichen Forschungsanlagen der CCI ausborgen – dafür muss er allerdings im Gegenzug das gesammelte Wissen des GPN über Godzilla preisgeben. Dazu ist er bereit, und so kann er in den Labors ein wenig vor sich hin mikroskopieren. Dabei entdeckt er, dass Godzillas über eine erstaunliche Regenerationsfähigkeit verfügen, der er spontan den superdupertollen Namen Organizer G1 verleiht. Tja, das bedeutet wohl auch, dass herkömmliche Waffen gegen unser Lieblingsreptil wirklich so wenig nützen, wie es in den Filmen der letzten 46 Jahre den Anschein hatte …
Ach ja, die kleine Io liefert dem CCI zwar die Disketten mit den gesammelten Godzilla-Daten, hatte diese jedoch zuvor nicht ganz unabsichtlich neben ihrer Bastel-Hausaufgabe aus der Schule gelagert, zu welche unter anderem auch ein starker Magnet gehört.

Seine Erkenntnisse über den Organizer G1 kann Shinoda allerdings niemandem mitteilen, denn der Meteorit beansprucht plötzlich die Aufmerksamkeit aller: Er schüttelt seine steinerne Außenhaut nun vollends ab, und es kommt ein etwa 200 Meter langes UFO zum Vorschein, welches von der Form her ein wenig an eine von Luigi Colani designte PC-Maus erinnert. Noch ist nicht ganz klar, ob das Flugobjekt gute oder böse Absichten hat, aber sobald die ersten bei Independence Day entliehenen "Raumschiffschatten schiebt sich über Menschenmenge"-Szenen eingespielt werden, dürfte ein erster Verdacht aufkeimen …
Das UFO begibt sich ganz gemächlich nach Tokyo und lässt sich dort bequem auf dem Dach des City Towers nieder. Was es da will (außer ausruhen – es ist nämlich gerade Nacht geworden), findet die CCI auch schnell heraus: Das UFO hackt sich mittels virtueller Tentakeln ins Computernetz der Stadt ein. Das findet Katagiri nun gar nicht mehr lustig, und so befiehlt er, Bomben in den oberen Stockwerken des Wolkenkratzers unterzubringen, damit man dem UFO das Gebäude quasi unterm Hintern wegsprengen kann. Dummerweise hat sich Yuki, die neugierige Reporterin, nicht aus dem Haus evakuieren lassen, weil sie sich mit ihrem Laptop nun ihrerseits ins UFO einhacken will. Shinoda und Io bekommen das mit und eilen sofort zum City Tower, um sie zu retten – angesichts der erstaunlichen Hack-Ergebnisse Yukis entschließt sich Shinoda jedoch, die Frauen wegzuschicken und den Prozess des Datensammelns persönlich bis zum Abschluss zu überwachen.

Was nun folgt, ist ganz klar der Tiefpunkt des Films: Katagiri lässt tatsächlich die oberen Stockwerke des Gebäudes sprengen, während Shinoda noch drin ist – und das UFO revanchiert sich, indem es seinerseits einen dicken Energiestrahl senkrecht durch den Tower jagt. Trotzdem gelingt Shinoda doch noch die Flucht aus dem kollabierenden Hochhaus (z.T. indem er sich mit bloßen Händen an einem Fahrstuhlseil hinuntergleiten lässt), und Yuki und Io stehen etwa zehn Meter neben dem Wolkenkratzer und verstecken sich in einem Gebüsch erfolgreich vor herabstürzenden Trümmerteilen. Diese Szenen müssen auch vor dem 11.09.2001 schon reichlich peinlich gewirkt haben …

Zum Glück müssen wir aber nicht länger darüber nachdenken, denn das UFO setzt sich auf das nächstbeste Hochhaus und erklärt uns nun mittels der zahlreichen Großbildschirme, die überall in Tokyo hängen, seine Absichten – bzw. es zeigt uns Bilder und dazu einzelne Vokabeln; die Deutung übernimmt freundlicherweise Shinoda für uns, der ja Zusatzwissen aus Yukis Laptop hat: Das UFO will die Atmosphäre der Erde verändern, damit die Rasse seiner Erbauer sich auf der Erde einnisten und so das Millennium Kingdom gründen kann – quasi das Tausendjährige Reich der außerirdischen 70-Meter-Monster. Außerdem zeigt das UFO Interesse an Godzilla, dessen Selbstheilungsfähigkeiten es wohl sehr beeindruckt haben müssen.

Wie der Zufall es will: Der lokale Monster-Raufbold kommt auch gerade in die Stadt, weil er die Schmach, neulich in der Bucht vom UFO umgeschubst worden zu sein, nicht auf sich sitzen lassen kann. Das UFO versucht sogleich, Godzillas Organizer G1-Fähigkeit zu absorbieren und sich ein Gesicht sowie Tentakel-Ärmchen und -Beinchen wachsen zu lassen, doch irgendwie erweist sich das Gen-Material wohl als inkompatibel, und die Gliedmaßen werden wieder abgestoßen. Godzilla ahndet diesen versuchten Fähigkeiten-Diebstahl sogleich mit einem saftigen Feuerstrahl, und das UFO fällt brennend zu Boden. Aber das ist natürlich noch nicht das Ende des Kampfes, denn aus den Trümmern erhebt sich ein unansehnliches (und ziemlich deutlich bei Alien 4 abgekupfteres) Scheusal, das sich sogleich in Godzillas Handgelenk verbeißt – immer noch in der Absicht, an Organizer G1 heranzukommen. Nach einigen furiosen Gegenangriffen des Sauriers beginnt sich das außerirdische Vieh (auf einer Fanseite im Internet las ich, das Monster heiße Ogra; da dieser Name aber im Film nie erwähnt wird, scheue ich mich, die Bezeichnung vorbehaltlos zu übernehmen) zu verwandeln – es will offenbar Godzillas Gestalt annehmen. Vorher entwickelt es aber noch die Fähigkeit, wie eine Schlange, die ein besonders großes Beutetier verschlingen will, seinen Unterkiefer auszuhängen. Und beim nächsten Frontalangriff Godzillas macht das Alien einfach das Schnäuzchen auf und verschlingt den Saurier zur Hälfte. Über die Magensäfte kann man Organizer G1 offenbar besonders gut absorbieren, denn sogleich wachsen ihm Godzillas Rückenstacheln. Aber es kommt, was kommen musste: Man sieht, wie Godzillas eigener Wirbelsäulenbewuchs aufglüht, und das ist immer ein untrügliches Zeichen dafür, dass er gleich ziemlich heftig rülpsen wird … tja, und als der Rauch sich legt, steht von dem fremden Monster nur noch der verkohlte Unterleib, der nach einem herzhaften Brüllen seines Gegners einfach umkippt und in sich zusammenfällt.

Godzilla stapft nun zufrieden zu dem Balkon 'rüber, auf dem alle menschlichen Schauspieler des Films, deren Rolle einen Namen hatte, versammelt sind – und während die meisten Leute natürlich erst einmal an Flucht denken, zündet sich Katagiri ganz cool eine Zigarette an und brüllt Godzilla herausfordernd an. Selbiger bricht jedoch einfach ein Stückchen vom Balkon ab und lässt das Menschlein in die Tiefe purzeln … die übrigen Leute schauen ganz bedröppelt drein und philosophieren noch ein wenig darüber, dass menschlicher Forscherdrang nicht zu weit führen darf – während Godzilla jetzt endlich mal am Ende eines Films nicht in Richtung Meer davonspaziert, sondern ungehemmt die Stadt in Schutt und Asche legt.


Okay, und was ist die Moral von der Geschicht'? Solarenergie hat keine Chance gegen Atomkraft? Hmm, ehrlich gesagt weiß ich auch nicht so recht, was ich von der Story de Films halten soll. Die menschlichen Charaktere, ob gut oder böse, kommen eigentlich ganz gut 'rüber (besonders Katagiri mochte ich), aber dieser ganze UFO-Hacking-und-Transformations-Wirrwarr wirkt doch relativ unausgegoren. Hinzu kommt, dass ziemlich unklar bleibt, wie der Film zur bisherigen Continuity steht: Man weiß nur, dass die Japaner bereits vorher einigermaßen regelmäßig mit Godzilla Kontakt gehabt haben müssen. Dass der Godzilla dieses Films tatsächlich der ehemalige Junior ist, der in Godzilla vs. Destoroyah auftrat, habe ich erst dem Booklet zum Soundtrack des Films entnehmen können. Diese Ungewissheit muss an sich nichts Schlechtes sein, trägt aber in diesem Falle nicht unbedingt dazu bei, den Überblick zu behalten bzw. überhaupt erst in die Story hineinzukommen … Und ehrlich gesagt ist auch der große Finalkampf nicht gerade berauschend. Das "Millennium-Monster" führt gerade mal zwei Angriffsaktionen aus: Den Biss in Godzillas Unterarm und den Versuch, ihn zu verschlucken. Ansonsten steht die Kreatur nur herum, schaut bedrohlich in die Landschaft und regeneriert sich, wenn sie von Godzilla verletzt wurde.

Was den Film – zumindest für mich – aber doch noch einigermaßen rettet, ist jedoch vor allem der neue, herrlich gemeine Look von Godzilla. Da der noch so unverbraucht ist, habe ich mich allein durch das Betrachten seines neuen Designs schon einigermaßen amüsiert. Hinzu kommen die wirklich äußerst gelungenen Modellbauten, von denen es trotz CGI immer noch verdammt viele gibt. Und dank hervorragender Beleuchtung wirken all die Monster-zertrümmert-Puppenhäuser-Szenen auch stets sehr überzeugend. Hut ab! Einige der Computeranimationen und Bildmontagen können da leider nicht ganz mithalten. In diesem Sektor muss man bei Toho noch einiges dazulernen.

Außerdem gefallen mir Details wie das Ende, das endlich mal darauf verzichtet, wieder Frieden einkehren zu lassen. Ganz im Gegenteil: Godzilla tobt sich – jetzt, wo die Alien-Invasion verhindert ist – mal so richtig aus und legt einfach aus Spaß an der Freude einen imposanten Flammenring um sich herum … anarchische Zerstörungswut, wie sie sein sollte! Was ebenfalls positiv zum Gesamteindruck beiträgt, ist übrigens die neue Filmmusik von Takayuki Hattori (der auch schon für den Soundtrack zu Godzilla vs. Spacegodzilla verantwortlich war), und zumindest das Haupt-Thema erreicht meiner Meinung nach sogar beinahe die Qualität des alten Ifukube-Klassikers.

Fazit: Die oben zitierte Fan-Seite, die den Namen des Alien-Monsters mit "Ogra" angibt, hält Godzilla 2000: Millennium für den besten Godzilla-Film aller Zeiten. Dieser Meinung kann ich mich definitiv nicht anschließen. Dafür ist die Story einfach zu zerfahren und nichtssagend. Als Godzilla-Liebhaber kann man sich den Film natürlich trotzdem guten Gewissens anschauen - schon allein wegen der gelungenen Neugestaltung des Monsters und der wirkungsvollen Musik.