Comixene 79

[Martin Jurgeit]

COMIXENE 79 geht dieser Tage raus. Deshalb schnell noch ...

Das Cover:




Der Inhalt:

TITEL
Joscha Sauer & Volker Reiche im Gespräch
Sondermann-Verleihung

SERVICE
Start
Magazin
Comic-Bestseller
Naatz-Kolumne
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Rezensor
Termine

INTERVIEW
Bernd Pfarr
Marjane Satrapi
Harvey Pekar

COMIX
Deutsche Helden
Super-Atze
Comiczeichner sind

SPOTLIGHT
Tim im Gestrüpp der Geschichte
Green Lantern und die Politik
Comic-Präsidenten
Neues vom kleinen Nick
Panik Elektro
Goldener Spacken
HRTN-Verleihung

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Comixene-Shop
Ausblick Comixene 80/81
Impressum

[Lola65]

bei meinem Comcicdealer im Hauptbahnhof noch nicht angekommen

[Martin Jurgeit]

bei meinem Comcicdealer im Hauptbahnhof noch nicht angekommen

Ist aber alles Mitte der Woche von Peter Poluda rausgeschickt worden und selbst mein persönliches Pressepost-Belegheft ist bei mir schon da. Und ich war sonst immer einer der letzten, der sein Heft erhielt

[Tangentus]

ich habs noch nicht - irgendeiner sonst schon?

[Briareos]

Lag bei mir heute im Briefkasten, ich werde es nachher mal einem genaueren Studium unterwerfen.
Danke für die neue Comixene-Card btw.

[Jeff Jackson]

Bei mir lags heute auch im Briefkasten, allerding war keine Comixene-Card dabei.
Wie kommts?

[Martin Jurgeit]

(...) allerding war keine Comixene-Card dabei.
Wie kommts? (...)

Weil du vielleicht dein Abo nicht verlängert hast? Schließlich gilt deine Mitarbeiter-Card noch bis zum Januar 2005.

[Dr.Tom]

Nach der Vorankündigung in der letzten Comixene war ich doch sehr gespannt auf die Fortsetzung des Politik-Themas und besonders auf den Green-Lantern-Artikel. Der Text ist schön gelungen und - freilich mehr noch für diejenigen, die die Hefte nicht im Schrank stehen haben - informativ. Sehr, sehr hübsch war die Bebilderung mit der guten Auswahl von Panels und Covers!

Interessant fand ich die Beobachtung, dass die in den Heften gebotene Sozial- und Gesellschaftskritik nicht ihrer eigenen Klischees entbehrt. Das ist nicht zuletzt deshalb eine interessante Feststellung, da die Hefte bis heute ja eher affirmative Kommentare finden, in denen sie als mehr oder weniger einsame Meilensteine unter den Comics bewertet werden (vor allem von der Industrie selbst).

In der Tat hat jedoch auch eben die "Protest-Generation" der späten 1960er und 1970er Jahre ihre eigenen Klischees und Stereotypen für die Betrachtung und Beurteilung der "Welt wie sie ist" ausgebildet. Was bei Autoren wie Horkheimer und Adorno in komplizierten Texten ausgearbeitet ist, musste letztlich für den "Hausgebrauch" in Kurzformeln übersetzt werden. Entsprechend gibt es neben den "großen", theoretisch durchgearbeiteten, eben auch die "kleinen" Erzählungen, die sozusagen short cuts zum Durchblick ermöglichen. Für die lebenspraktische Orientierung hat sie jede Generation, denke ich, und jede trägt darin auch ihre spezifischen Verkürzungen in die weitere Entwicklung hinein... So geben die Green-Lantern&Green-Arrow-Comics recht unmittelbar den "Zeitgeist" der "linken Protestgeneration" dieser Zeit wieder. Aus der zeitlichen Distanz von 30 und mehr Jahren sieht man die Verkürzungen dann freilich besser.

Das gilt auch für die Beobachtung, dass die Geschichten letztlich bei aller Bemühung um eine kritisch-innovative Position zum Genre selbst dennoch dessen narrative Stereotypen wiederholen. Gegen die alte Schwarz-Weiss-Malerei von Gut und Böse, Oben und Unten, Wahr und Falsch offiziell angetreten, scheinen sich dann eben diese Dichotomien doch wieder derart festzusetzen, dass die Stories nach wie vor von ihnen leben: Gut und Böse bleiben ausschließende Gegensätze, nur werden die Etiketten anders verteilt, und die Helden schaffen immer noch die gute Lösung, auch wenn sie vielleicht nicht vorhält. Diese Beobachtung im Artikel finde ich wirklich treffend und für die rückschauende Analyse der Geschichten weiterführend.

Hinzu setzen könnte man, dass die Geschichten aus diesem Grund auch mit der ebenso serientypischen Individualisierung arbeiten: Das Böse ist stets vom bösen Willen eines Einzelnen getragen, dem dann der gute Wille der Helden entgegen tritt. So sehr sich die Geschichten auch bemühen, das strukturelle Böse, die strukturelle Gewalt zu ihrem Thema zu machen, es bleiben eben doch immer die Einzelnen, die sie verkörpern: Slapper Soames, nicht der Kapitalismus, der an Spiro T. Agnew angelehnte Hausmeister der Schule, nicht der amerikanische Wertkonservatisvismus der "moral majority", die vom Mutterwahn ergriffene Außerirdische, nicht das Weiblichkeitsideal des Patriarchats etc. Und wenn der böse Einzelne überwunden ist, weicht zumindest vorüber gehend doch das Böse überhaupt.

Darin steckt vielleicht auch ein Stück typischen amerikanischen Optimismus: Die Serie bietet als eine der letzten Geschichten eine Erzählung, in der dann sogar "das System" wieder ins Recht geesetzt wird, an dessen Strukturen kein Falsch ist - in "What can one man do?" entschließt sich Green Arrow zur Kandidatur für das Amt des Bürgermeisters, denn das ist es, was ein einzelner Mann tun kann: In den Strukturen das Gute setzen. Die Geschichte stammt nicht mehr von O´Neill sondern von Elliot Maggin, aber sie passt dennoch in die Entwicklung im Ganzen. Nicht nur, dass sich auch die Linke zum "Marsch durch die Institutionen" entschließen musste, um ihre Ziele zu verwirklichen (und dabei mancherlei Kompromisse eingehen musste), mehr noch zeigt sich darin, scheint mir, die amerikanische Grundüberzeugung, dass das "System" im Ganzen stimmt, die Speerspitze der Demokratie bildet und nur richtig genutzt, vom guten Willen erfüllt werden muss.

Themenhefte in Comixene - das hat meine Stimme. More of the same, mehr von Artikeln dieser Güte, die sich systematisch einem Thema widmen und dies an mehreren Comics aus verschiedenen Epochen durcharbeiten. Ich freu´ mich drauf.

Dr.Tom

[Jeff Jackson]

Schließlich gilt deine Mitarbeiter-Card noch bis zum Januar 2005.

Phuu, da bin ich aber beruhigt.

[Laura Vernet]

Na, ich weiss ja nicht. Zum Beispiel der Terroranschlag auf´s World-Trade-Center trieb schon seltsame Comic-"Stilblüten" in den US-Heften. Und wenn das auch noch nachträglich so weitschweifig und im Stil einer Magisterarbeit in Politologie aufgedröselt wird, kriegt man doch eher Ermüdungserscheinungen. Die US-Amerikaner brauchten / brauchen schon immer einfache, plakative Darstellungsformen um überhaupt etwas zu kapieren. Die Dummheit der breiten US-amerikanischen Bevölkerungsmasse muss doch nicht auch noch seitenweise in der CX ausgeleuchtet werden, oder?
Da laufen doch die Käufer und Abonnenten weg.
Gegen Themenhefte habe ich grundsätzlich allerdings nichts einzuwenden.
Wobei sich an den letzten Themen wie "Fussball" oder eben "Politics" eher mein Mann goutiert hat. Dabei bin ICH die Comic-Sammlerin in der Familie!

[Dr.Tom]

Hallo Laura,

nun, die Comixene ist natürlich keine Zeitschrift für Medienforschung oder etwas ähnliches, sondern ein Fachmagazin. Aber als solches hat es sich eigentlich immer schon auch mit Fragen befasst, die über eine reine Fanpublikation hinausgingen (auch wenn sich die Comixene einst aus einem Fanzine herausentwickelt hat): Mit der Ästhetik der Comics, Bezügen zwischen Comics, Gesellschaft und Politik etc.

Ich denke daher, dass sich die Comixene ohne Schaden schon auch mal auf dem Niveau des Feuilletons der Zeit, der FAZ oder der SZ bewegen kann, ohne dass das den Charakter von Magisterarbeiten annehmen muss. Das haben die Politik-Artikel übrigens auch nicht getan - sie sind einfach gute journalistische Essayistik. Als solche dürfen sie, finde ich, durchaus etwas *Hirnschmalz* zeigen bzw. gestelzter gesagt: ein bisschen intellektuellen Anspruch mit vermitteln.

Das ändert nichts daran, dass die Comixene keine medienwissenschaftliche Zeitschrift ist und sein kann - solche Zeitschriften haben andere Aufgaben als Fachmagazine und die einen lassen sich nicht durch die anderen ersetzen. (Freilich: Was man mit Leuten wie mir anfängt, die sich eben nicht nur als LeserInnen, sondern auch aus einer bestimmten wissenschaftlichen Perspektive heraus mit Comics befassen, ist eine andere Frage. Uns fehlt letztlich ein Forum; da wir ganz unterschiedlichen Disziplinen angehören, finden wir nicht einmal die spärlichen Publikationen der KollegInnen ohne weiteres wieder, die wir vielleicht gerne lesen würden. Hans-Jürgen Kagelmann hat kurzzeitig versucht, diesen Mangel mit dem Comics-Anno zu beheben, aber die Resonanz war dann auch wieder zu gering, um das Projekt nachhaltig werden zu lassen. Nur, wie gesagt, das ist eine andere Frage. Die Comixene ist jedenfalls kein Ort, an dem dieser Mangel geheilt werden könnte - da sind wir uns vermutlich einig. Vielleicht könnten wir uns aber auch einig werden, dass in einem Fachmagazin auch ein paar systematische journalistische Essays Platz haben können... Und das noch mehr, wenn sie den Partner dazu verleiten, auch mal die Comics selbst zu lesen und nicht nur die Artikel über diese... ;-))

Schöne Grüsse
Dr.Tom

[L.N. Muhr]

Ich denke daher, dass sich die Comixene ohne Schaden schon auch mal auf dem Niveau des Feuilletons der Zeit, der FAZ oder der SZ bewegen kann, ohne dass das den Charakter von Magisterarbeiten annehmen muss.

ich denke übrigens, dass wir das sogar schon öfter getan haben...

[Dr.Tom]

Will ich auch gar nicht in Abrede stellen!

Dr.Tom

[Laura Vernet]

Hallo Dr. Tom,

es ist so nett ihre Sachen zu lesen, weil sie erinnern mich irgendwie an Texte
eines Freundes von mir. Der studiert Kommunikationswissenschaften. Könnte
mir vorstellen, dass Sie im richtigen Leben auch mit Kommunikationswissen-
schaften zu tun haben. Dieser um Ausgewogenheit und bloss niemand ver-
letzen bemühte Schreibstil, sehr nett.

Herzliche Grüsse
Laura

[Dr.Tom]

Hallo Laura,

die Vermutung ist richtig: Ich mache im RL unter anderem Medienwissenschaft. Aber ob KommunikationswissenschaftlerInnen immer um Ausgewogenheit und einen verträglichen Umgangsstil bemüht sind, ist eine andere Sache - meine Erfahrungen bestätigen das nicht unbedingt. Dort menschelt es wie überall...

Was mich betrifft, so schätze ich einfach eine um Verständigung bemühte Umgangsweise, die den Anderen respektiert, mehr als einen ruppigen Umgangston...

Herzliche Grüße zurück
Dr.Tom

[LuG]

Kleiner Nachtrag zu meinem Beitrag im aktuellen Heft:

Der Verleih von "American Splendor" hat mir letzte Woche mitgeteilt, dass der Film bundesweit leider mächtig abkackt.

Wer also diesen wirklich schönen und empfehlenswerten Film sehen möchte (glaubt mir, es lohnt sich wirklich, Ihr werdet lachen, Ihr werdet es anrührend finden und Ihr werdet Euch blendend unterhalten) sollte sich beeilen!

[L.N. Muhr]

ich weiss ja nicht, wie's bundesweit aussieht, aber hier in leipzig läuft der film nur in sehr speziellen kinos.

naja, nächste woche isser fällig.

[LuG]

(...) hier in leipzig läuft der film nur in sehr speziellen kinos.

Oh oh oh komm Bambino
wir gehn ins Pornokino
da kannst Du Titties sehen
und Popos wackeln schön...

[Martin Jurgeit]

(...) Der Verleih von "American Splendor" hat mir letzte Woche mitgeteilt, dass der Film bundesweit leider mächtig abkack. (...)

Dann wird ja vielleicht auch mal 'ne Kopie für Hannover frei. Wenn die dann den Film überhaupt noch zeigen wollen.

[spon]

...es überrascht wahrscheinlich niemanden, wenn ich sage, dass "american splendor" in Kiel noch nicht aufgetaucht ist...?!?

[LeGuy]

Hier in München lief der Film in den ersten beiden Wochen in zwei Kinos (einmal OmU, einmal synchronisiert), in der dritten nur noch in einem. Eine Kopie ist also schonmal frei. Schade, dass dieser schöne Film zu floppen scheint. An den Kritiken kann's nicht liegen, die waren sehr positiv.
Zum Teil ist sicher auch das lange Zögern der verleiher schuld. Der Film ist international längst als DVD zu haben. Ich gehöre selber zu den Leuten, die nicht mehr mit einer Kinoauswertung in D. gerechnet hatten und dann eben die UK-DVD bestellt haben.

[Geier]

Naja, was Kritiker hochloben wird vom Publikum ja meist ignoriert ...

[Botticelli]

Kurze Ergänzung zu den Frankreich-News betreffs der LIRE-Sonderausgabe zu Asterix. Als Höhepunkt gibt es eine neue dreiseitige (nicht nur drei Panele!) Kurzgeschichte, die zeigt, wie Obelix versucht lesen zu lernen, um eine in Marmor gemeißelte Botschaft von Falbala zu entziffern. Ein grandioses Heft.

[JFK]

Hm, ein Asterix-Dreiseiter. Wäre das nicht was für die Comixene?

[Kai Schwarz]

Liebe CXler,

großes Lob für die aktuelle Ausgabe! Viel Lesenswertes drin: tolle Interviews + launige Rezensionen. Sehr schön, weiter so!


Kai