DER TAGESSPIEGEL, Lars von Törne, am 17. Juni 2004:
"Blankets" ist ein weiterer Beleg dafür,
dass der Comic auf dem besten Wege ist,
sich als Literaturform zu etablieren.
“Eine sehr persönliche Story erzählt auch der Amerikaner Craig Thompson. Der
28-Jährige hat in dem 600-Seiten-Epos "Blankets" (Speed Comics, 590 S., 34
EUR) die Geschichte seiner Jugend in einem streng protestantischen
Elternhaus des Mittleren Westens aufgearbeitet. Der religiösen Bilderwelt,
der er als Jugendlicher ausgesetzt war, setzt er seine eigene entgegen. In
expressiven Schwarz-Weiß-Zeichnungen berichtet er, wie der herrische Vater,
die bigotten Gemeindemitglieder und die brutalen Mitschüler ihn als kleinen
Jungen misshandelten und das Zeichnen seine Zuflucht wurde.
Als ein Mädchen in sein Leben tritt, bahnt sich ein zerbrechliches Glück an,
das Thompson in anrührenden Bildern so überhöht, als handele es sich um
religiöse Erlösungsszenen. Die langsame Annäherung wird immer wieder
erschüttert von der Furcht zu sündigen. Mit scharfkantigen Strichen setzt
Thompson Gefühlswelten in düstere Bilder um, Fantasie und Realität fließen
dabei ineinander.
Einige Szenen weisen dabei bemerkenswerte Parallelen zu Satrapi auf: Wenn
Thompson beschreibt, wie ihn seine Eltern vernehmen, weil er eine nackte
Frau gezeichnet hat, erinnert das an das Kreuzverhör der
Revolutionswächterinnen. “Blankets³ ist ein weiterer Beleg dafür, dass der
Comic auf dem besten Wege ist, sich als Literaturform zu etablieren."
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