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Thema: Der Mann, der Chris Kyle erschoss

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    Mitglied Avatar von CHOUETTE
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    Der Mann, der Chris Kyle erschoss

    Ich denke, dieses Werk hat einen eigenen Thread verdient. Anlass hierfür war folgende Kritik, die in ZACK 9/2021 erschien:

    Welcher Teufel hat Nury und Brüno geritten, [...] diese Graphic Novel in Frankreich zu veröffentlichen? [...] True-Crime-Fans mit "M.A.G.A."-Käppi mögen an so einer Erzählung vielleicht Gefallen finden, aber ich bevorzuge Künstler, die eine andere/humanistische Geisteshaltung an den Tag legen.

    Nun ... genau das tun Nury und Brüno. Allerdings haben sie den wohl unverzeihlichen Fehler gemacht, bei ihren Lesern eine klitzekleine Fähigkeit zum Lesen zwischen den Zeilen vorauszusetzen. Eine Spur Interpretationsfähigkeit, ja, Intelligenz beim Verstehenden Lesen. Dinge, über die der Rezensent Frank Neubauer offensichtlich nur begrenzt verfügt.

    Was haben Nury und Brüno getan: Sie haben die Geschichte aus reinen Fakten komponiert. Ohne jedwede Wertung. Sie haben dazu originale Fernsehinterviews in Comic-Form eingefügt, haben die Lebensumstände der Protagonisten beleuchtet und zeigen damit die unverfälschte Wahrheit hinter den Ereignissen.
    Ein solches Vorgehen ist so alt wie der Antikriegsroman selber. Man lese nur das Meisterwerk dieses Genres schlechthin, "Im Westen nichts Neues". Es gibt vermutlich kein eindringlicheres Werk gegen den Krieg, doch offensichtliche Meinungsäußerungen sucht man da vergebens. Allein die nüchterne Schilderung der Ereignisse zeigt den ganzen Schrecken des Krieges auf.

    Und so lernen wir durch das Werk von Brüno und Nury vermutlich mehr über die konservative US-Amerikanische Weltsicht, als es irgendein Beitrag in den Nachrichten oder ~Magazinen nahezubringen vermag. Aber, wie gesagt, der Leser muss auch mitdenken wollen.
    Einer, der den Comic richtig verstanden hat (was zugegebenermaßen auch nicht sooo schwer ist), ist Andreas Platthaus, der in seiner Einschätzung zum Werk schreibt:

    Und das ist dann der Unterschied vom Comic zum Film: Obwohl beide Lebensschilderungen von Chris Kyle sich der martialischen Genre-Ästhetik ihrer jeweiligen Kunstgattung bedienen, erscheint die Erzählhaltung des Comics von Beginn an als eine kritische, während Eastwoods Film ebenso konstant affirmativ ist. Der Grund dafür: Man sieht dem Kinowerk an, dass es auf das große Geschäft aus ist, dem also, was auch Kyles Erwartung ans Leben war. Während der Comic bei aller Anlehnung ans kommerzielle Erscheinungsbild ein Liebhaberprojekt bleibt – nicht aus Liebe zu Chris Kyle oder zu dem, wofür er stand, sondern aus Liebe zu all dem, was sich von ihm unterscheidet.

    Besser kann man es nicht ausdrücken.
    Geändert von CHOUETTE (26.08.2021 um 09:11 Uhr)

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