Warum habe ich die „Creepshow“ gekauft? Ich lese zwar auch Horrorcomics, bin aber kein sehr großer Fan von dem Genre. Swamp Thing (Panini, sog. Deluxe-Ausgabe) hat mich (noch) nicht vom Hocker gerissen, obwohl von Alan Moore geschrieben. Ich bin bei der ersten Geschichte hängengeblieben und bin mir nicht sicher, ob ich es jemals bis zum 2. Band der Classic-GA schaffen werde, der sein Dasein irgendwo ganz unten auf dem Stapel der Ungelesenen fristet, zusammen mit den Conan Classics. Andererseits bin ich begeistert von „Providence“. Die Sachen von Joe Hill haben mir auch sehr gut gefallen. Letztendlich war es bei Creepy der Name des Autors, der den Ausschlag gegeben hat. Stephen King ist und bleibt einer der großen Erzähler Nordamerikas. Also, so vermutete ich, kann man nicht viel falsch machen, zumal Splitter dem Band (in der ersten Auflage) noch einen Druck spendiert hat. Und habe ich recht gehabt? Die Antwort fällt nicht ganz eindeutig aus.


Der Comic ist quasi das Buch zum gleichnamigen Film, der 1982/83 in die Kinos kam. Regisseur ist George A. Romeo, bekannt geworden u. a. durch „Dawn of the Dead“. King selbst hat das Drehbuch geschrieben, übrigens auch zu „Dawn“, und ist gleichzeitig der Autor des Comics. 5 Geschichten, jeweils vorgestellt durch den Creep, der als Erzähler auftritt. Die Rahmenhandlung des Films, in der Kings Sohn Joe Hill mitspielte, ist entfallen.
Der Inhalt der Stories ist schnell erzählt: „Father´s Day“ handelt von einer reichen, unsympathischen Familie, die jedes Jahr am Vatertag Besuch von der reichen Großtante erhält, die ihren Vater umgebracht haben soll, „The Lonesome Death of Jordy Verrill“ von einem einsamen Farmer, der einen Meteorit findet, „The Crate“ von einer Kiste mit der Aufschrift „.. Julia Carpenter (!) - Artic Expedition June 19, 1934“, die besser ungeöffnet geblieben wäre, „Something to tide you over“ von einem eifersüchtigen Ehemann, dessen Ehefrau und ihr Liebhaber die Gezeiten aus einem ungewöhnlichen Blickwinkel erleben, und „They‘are creeping up on you“, einem superreichen Widerling, der einen Kammerjäger benötigt. Klar ist, in welche Richtung sich die Geschichten entwickeln. Was aber im Zeitpunkt, als Film und Comic erschienen, für Zuschauer bzw. Leser noch einen gewissen Gruselfaktor bot, ist heute - fast 40 Jahre später - leider nur noch alt Bekanntes. Schon die ersten Seiten lassen erahnen, in welche Richtung sich die Geschichten entwickeln. Aha-Effekte, Wendungen oder Überraschungen bleiben aus. Das ist natürlich nicht dem Autor anzulasten. Es ist einfach der Zeitablauf, der jetzt Langweile aufkommen lässt, wo ursprünglich noch Innovation und Esprit stand.


Einerseits. Andererseits lässt das gelungene Nachwort den Band schon wieder in einem ganz anderen Licht erscheinen. Äußerst informativ bietet Sven Jachmann Interpretationshilfen, zeigt den historischen Kontext auf und arbeitet die zahlreichen Anspielungen heraus. Spannend und detailreich werden sie in den Erzählkosmos von King, aber auch Romero eingeordnet. Es macht Spaß, die Geschichten noch einmal unter diesen Aspekten zu lesen.


Das Artwork von Bernie Wrightson ist an Wally Wood angelehnt, also absolut passend zu den Geschichten.


Fazit:
Eher was für Fans oder Leute wie mich, die gerne etwas über die Hintergründe erfahren. Bei diesem Comic steht eindeutig der Spaßfaktor im Vordergrund. Wer Gruselgeschichten lesen möchte, die auch heute noch zum Nachdenken anregen, dem sei z. B. „Mögliche Geschichten“ von Gaiman (erschienen bei Dante) empfohlen.