Mit deinen Filmen fährt man immer wieder Riesenslalom mitten ins Glück hinein.
Kann man den quasi als rücksichtslose Umkehrung von 'Oliver, der Achte' betrachten?
Henry: Portrait Of A Serial Killer, USA 1986, Regie: John McNaughton
- Henry ist ein Serial Killer. Er und sein gerade aus dem Knast entlassener Debil-Kumpel Otis töten, mit Otis als Azubi, und nehmen eine Zeit lang ihre Taten mit dem Camcorder auf (was eine Meta-Ebene erschafft: MANN BEISST HUND kommt 1993). Als Otis seine ebenfalls in ihrer Bruchbude residierende Schwester vergewaltigt, gerät die fragile ménage à trois aus dem Gleichgewicht.
- Henry bringt den Tod: ohne emotionale Ausbrüche, sachlich-brutal, offenbar wahllos, wenn auch meistens Frauen die Opfer sind. Nur mit Otis' Schwester Becky knüpft er zarte Bande. Otis ist ein Kretin, die wandelnde Idiotie, dumm wie Schifferscheiße (das ist eine brillante Performance von Tom Towles, wie auch die anderen beiden leads, Michael Rooker und Tracy Arnold, brillant sind). Henry & Otis sind quasi die Nihilismus-Version von Dick & Doof.
- Kein Grindhouse, sondern trostloser und elliptischer Minimalismus. Es gibt auch keinen male gaze, sondern nur den nüchternen Blick ins totale Elend. Ein dunkles Juwel der Achtziger, wie etwa auch MANIAC (William Lustig), MS.45 (Abel Ferrara) oder COMBAT SHOCK (Buddy Giovinazzo). Alle vier: konsequent düster, kaputt, bösartig, bedrohlich, poetischer Tötungs-Realismus; das 80er Kokser-Yuppie-und Popcornfresser-Hollywood ist weit entfernt. In gewisser Hinsicht Meisterwerke.
Mit deinen Filmen fährt man immer wieder Riesenslalom mitten ins Glück hinein.
Kann man den quasi als rücksichtslose Umkehrung von 'Oliver, der Achte' betrachten?
Ach wär Ich doch ein Junge noch wie einst
Mit Bastei-Gruß,
Euer Frank
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Ferraras "MS.45" (dt. "Die Frau mit der 45er Magnum") ist überraschenderweise auf Paramount+. Da ich "King of New York" und "Bad Lieutenant" mag, werd ich den demnächst mal anschauen.
HENRY hat einen gewissen schwarzen Humor, z.B. wenn Otis sich blöd gackernd mit dem Camcorder aus dem fahrenden Auto lehnt und den dann an einem Laternenpfahl oder so zerdeppert. Als er anfängt rumzumaulen, schnauzt Henry ihn an, "It's your own fault, you idiot", woraufhin Otis den Rest von dem Apparat aus dem Fenster wirft. Und wenn er zum ersten Mal sieht, wie Henry jemanden tötet, hat er ganz kurz einen der schwachsinnigsten Gesichtsausdrücke jemals, so ein bißchen wie bei Tom & Jerry, wenn Tom die Augäpfel rauspoppen.
"Die Brücke" (falls noch nicht erwähnt). Was ja nicht heißt, dass das schlecht wäre.
Hinter dem Horizont 1998
Ein seelenverwandtes, sich innig liebendes Paar bekommt zwei Kinder, doch Sohn und Tochter kommen als Teenager bei einem Autounfall ums Leben. Auch der Vater stirbt kurze Zeit später auf tragische Weise, während er bei einem Autounfall helfen will, in einer Massenkarambolage. Die letzte Verbliebene begeht Selbstmord...
Da können auch die atemberaubenden Bilder des Jenseits von Himmel und Hölle keine gute Stimmung erzeugen.
Ich muss sagen, dass nach Kuss der Spinnenfrau (auch recht deprimierend) William Hurt einer war, dessen Filme ich mir eigentlich und grundsätzlich anguckte. Aber den hier habe ich damals bewusst nicht angeguckt, weil es mir zu deprimierend schien.
Art is a naked dream for consciousness.
[QUOTE=Largo Beutlin;5890050]Im Gegensatz zu dir fördere ich das Comicwesen durch den Ankauf vieler Neuerscheinungen.[/QUOTE]
USS Charleston – Die letzte Hoffnung der Menschheit 2000
https://www.ofdb.de/film/11146,USS-C...er-Menschheit/
Nachdem es im Jahr 2006 im Zuge eines Konfliktes zwischen der Volksrepublik China und Taiwan, bei dem die Vereinigten Staaten intervenierten, zu einem atomaren Schlagabtausch gekommen ist, ist die gesamte nördliche Erdhalbkugel atomar verseucht. Ein Atom-U-Boot der US Navy, die USS Charleston, befindet sich im Süd-Pazifik und hat den Nuklearschlag unbeschadet überstanden. Sechs Monate war das Boot unterwegs. Die Besatzung ist kurz davor, die Hoffnung aufzugeben, als eine Strahlungsmessung die ersehnten gefallenen Werte verkündet.
Neuverfilmung des Gregory Peck-Films 'Das letzte Ufer' aus dem Jahr 1959 als Fernseh-Zweiteiler. Zwar stellenweise wie eine TV-Soap, doch deswegen nicht weniger bewegend und düster.
Knowing - Die Zukunft endet jetzt 2009
https://www.ofdb.de/film/165214,Know...t-endet-jetzt/
Astrophysiker und MIT-Professor John Koestler (Nicolas Cage) muss nach dem Tod seiner Frau allein für seinen Sohn Caleb (Chandler Canterbury) sorgen, der die William-Dawes-Grundschule besucht. Bei der feierlichen Ausgrabung der Zeitkapsel, die die Grundschüler im Jahr 1959 vergraben hatten, erhält Caleb nicht wie alle anderen Schüler ein gemaltes Bild. Sein Papier ist lediglich über und über mit Zahlen beschriftet. Als sein Vater John das Blatt findet, geht er zunächst von einer zufälligen Aneinanderreihung von Zahlen aus, doch seine Neugier ist geweckt. Die Ereignisse der vergangenen 50 Jahre stimmen mit dem Zahlencode überein, an denen furchtbare Tragödien stattfanden, und wenn man diesem Glauben schenkt, stehen drei weitere Katastrophen bevor.
Weltuntergangsszenario, das ins Esoterische abdriftet. Der Flugzeugabsturz hat mich bei der Erstsichtung heftig verstört...
Geändert von crowenhaft (13.03.2024 um 08:43 Uhr)
A thought of ecstasy (2017)
Alles deprimierend, lange Bildersequenzen von öder Natur in der Region rund ums Death Valley.
Als Frank ein (Tage-) Buch in die Hände fällt, nacht er sich auf die Suche nach seiner Ex, da er sich selbst in dem Buch wieder erkennt. Was ist nach der Trennung mit Marie passiert? Frank macht sich auf eine Reise die nur schlimm enden kann.
Am Schluß ist alles zerstört.
Viel explizierter Sex. Lange Kameraeinstellungen und -fahrten. Hoffnungslose Menschen in trostloser Natur mit trauriger Geschichte die gegen Ende mit einem bösen Twist zu Ende geht.
Kann man schon kucken, ist aber auch etwas zäh. Das Ende macht dann wieder etwas aufmerksamer.
BtW: ZDF und 3sat sind mit von der Partie, mit pornografischen Szenen haben die schon mal keine Probleme .....
"If you can't dazzle them with brilliance, baffle them with bullshit." W.C.Fields
Klingt aber ganz gut. Ist das denn sex-positive, oder geht das schrecklich daneben? Kann man das mit "9 Songs" als double feature aufwerten? Oder wertet man dann den Winterbottom ab?
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[QUOTE=Largo Beutlin;5890050]Im Gegensatz zu dir fördere ich das Comicwesen durch den Ankauf vieler Neuerscheinungen.[/QUOTE]
Naja, der Sex ist eher steril angesetzt, nix schwüles oder anregendes. Kenn den Winterbottom Film nicht, deshalb kann ich dazu nichts sagen, kurzer Blick ins wiki sagt mir aber "nicht wirklich". 9 Songs hat den Sex ja als Hauptthema, bei AtoE geht es eher um, ich zitiere mal vom Cover, "Love is immortal. Seduction is inevitable. Revenge is irresistible." Der Sex ist schon eher nebensächlich.
"If you can't dazzle them with brilliance, baffle them with bullshit." W.C.Fields
ALAN PARKERS
PINK FLOYD - THE WALL 1982
https://www.ofdb.de/film/4602,Wall,The/
Pink, der Protagonist von The Wall, ist Musiker einer Rockband, lebt abwechselnd in Wohnwagen oder Hotelzimmern in Los Angeles. Er scheint zu vereinsamen, konsumiert Drogen, die vor allem helfen, dass Pink die Auftritte mit der Band überhaupt durchstehen kann. Im Drogenrausch wird das Verhältnis zu seinem Vater beleuchtet, der durch einen Luftangriff im Zweiten Weltkrieg ums Leben kam, sowie die Beziehung zu seiner Mutter, die in übertriebener Fürsorglichkeit in Szene gesetzt ist. Seine Ehe droht zu zerbrechen, da seine Frau sich in einen anderen verliebt und mit diesem schläft, dabei wird in assoziativen Bildschnitten ein Verhältnis zur Mutter einerseits und zur Ehefrau andererseits hergestellt.
Wenn man die Musik von Pink Floyd vor diesem Film gekannt hat, hätte man diese Bilder in ihrer gewalttätigen Dimension kaum erwartet. Pink baut sich eine Schutzmauer aus Drogen, um jedes Gefühl zu unterdrücken und seine triste Jugend zu vergessen. Vielleicht Alan Parkers visionärster Film, mit einem grandiosen Bob Geldof in der Rolle des Pink.
WENN DIE GONDELN TRAUER TRAGEN 1973
https://www.ofdb.de/film/3784,Wenn-d...-Trauer-tragen
Der Restaurator John Baxter und seine Ehefrau Laura leben auf dem Land in England. Beim Spielen ertrinkt ihre kleine Tochter Christine, die einen roten Regenmantel trägt, in einem Teich im Garten. John ist zu diesem Zeitpunkt im Haus und sieht sich Dias einer Kirche an, die er bald in Venedig restaurieren soll. Als ein Glas umfällt und sich sein Inhalt auf eines der Dias ergießt, bildet sich darauf eine rote Farbspur und läuft über das ganze Bild. Dies lässt in dem schon zuvor durch die Atmosphäre irritierten John eine Ahnung aufsteigen; er stürzt hinaus zum Teich, kommt jedoch zu spät, um das Leben seiner Tochter zu retten.
Nie sah ein Venedig im Winter so traurig, düster und unheimlich aus, wie in diesem Film. Traumatisierte Eltern (Donald Sutherland und Julie Christie), ein älteres Schwesternpaar mit seherischen Fähigkeiten und ein Serienmörder sind die Zutaten in Nicolas Roegs Film, bei dem nichts ist, wie es zu sein scheint.
Das deprimierendste an dem Film ist die Dauerwelle von Sutherland.
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Euer Frank
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IN MEINEM HIMMEL 2009
https://www.ofdb.de/film/188197,In-meinem-Himmel
Die 14-jährige Susie Salmon wird von ihrem Nachbarn ermordet... Ihr Geist lebt in einer Zwischenwelt, weil sie sich nicht von ihrer Familie losreissen kann und so erfährt sie von der gewaltigen Trauer ihrer Angehörigen, die nicht aufhören können nach ihr und dem Täter zu suchen. Besonders der Vater (Mark Wahlberg) ist von Rachegefühlen blind und verdächtigt alle und jeden.
"Ich war 14 als ich ermordet wurde, am 6. Dezember 1973.
Ich war für einen kurzen Moment hier und dann war ich fort.
Ich wünsche Euch allen ein langes und glückliches Leben."
Geändert von crowenhaft (19.03.2024 um 18:07 Uhr)
THE FLORIDA PROJECT 2017
https://www.ofdb.de/film/299470,The-Florida-Project
Die kleine Moonee lebt gemeinsam mit ihrer Mutter Halley im „Magic Castle“, einem der vielen billigen Motels in Kissimmee, unweit des weltberühmten Walt Disney World Resort. Die stark tätowierte Halley ist arbeitslos und lebt mit ihrer Tochter am Rand des Existenzminimums. Sie versucht, ihrer Tochter eine gute Mutter zu sein. Um weiter ihre Miete bezahlen zu können, sind sie auf die Almosen einer Kirchenorganisation sowie mehr oder weniger illegale Geschäfte angewiesen – etwa das Verkaufen von billigem Parfüm und gestohlenen Eintrittsbändern in das Disney Resort. Gelegentlich gehen sie auch in ein Hotel und essen dort vom Büfett.
Bis auf Willem Dafoe (Oscarnominierung für die Rolle des beschützenden Motel-Managers) fast nur mit Laiendarstellern gedreht, zeigt der Film einen ungeschönten Blick auf das arme Amerika und die Bemühungen einer Mutter, alles für ihre Tochter zu tun.
Geändert von crowenhaft (19.03.2024 um 10:50 Uhr)
ROBERT REDFORDS
EINE GANZ NORMALE FAMILIE 1980
https://www.ofdb.de/film/9996,Eine-G...rmale-Familie/
Nach außen hin erscheinen die Jarretts wie eine typische US-amerikanische Familie, eine von vielen in einem Chicagoer Vorort. Jedoch hat die heile Fassade in letzter Zeit Risse bekommen. Denn nach dem tragischen Tod ihres ältesten Sohnes Buck und einem Suizidversuch ihres zweiten Sohnes Conrad (Timothy Hutton - Oscar als bester Nebendarsteller) ist der Weg zurück in eine Normalität ziemlich schwierig. Beide Söhne kamen bei einem Segeltörn in einen Sturm, bei dem das Segelschiff kenterte und den nur Conrad überlebte.
Redford (Oscar für die beste Regie) zeigt sehr sensibel, wie eine Familie an einem Unglück langsam zerbricht. Die Mutter (Mary Tyler Moore) die ihren erstgeborenen Sohn über alles liebte und immer dem jüngeren vorzog, gibt Conrad insgeheim die Schuld an dem Unfall und bestärkt damit dessen Depression, während er selber an den eigenen Schuldgefühlen fast zu zerbrechen droht.
JOHNNY ZIEHT IN DEN KRIEG 1971
https://www.ofdb.de/film/10001,Johnn...t-in-den-Krieg
Auf dem Schlachtfeld des 1. Weltkrieges wird Johnny bei dem Versuch, einen gefallenen Deutschen zu bergen, von einer Artillerie-Granate zerfetzt. Er überlebt schwerstens verletzt als Torso ohne Sprach-, Seh- und Hörfähigkeit, ist aber bei vollem Bewusstsein und nur der Tastsinn ist ihm erhalten geblieben. Daher kann er z. B. Berührungen und durch Schritte erzeugte Vibrationen wahrnehmen.
Die mit seiner Pflege betrauten Krankenschwestern und Ärzte gehen anfangs davon aus, dass Johnny durch seine Verwundung alle seine kognitiven Fähigkeiten verloren habe und nur noch die grundlegenden lebenserhaltenden Funktionen vorhanden seien. Seine Bewegungen werden als unwillkürliche Muskelkontraktionen fehlinterpretiert. Sie sehen in Johnny daher, wie im Verlauf der Geschichte erkennbar wird, vor allem einen außergewöhnlichen Fall für die medizinische Forschung. So nimmt Johnny allmählich wahr, dass man ihn nicht aus Nächstenliebe am Leben erhält. Seine anfängliche Erleichterung, noch am Leben zu sein, wandelt sich in Verzweiflung.
Franque hatte den Film kurz erwähnt, habe ihm trotzdem einen eigenen Post gegönnt, da ich diesen Film für den wichtigsten Anti-Kriegsfilm halte. Auch spricht er außer der Sinnlosigkeit von Kriegen, Themen, wie Gläubigkeit, ein lebenswertes Leben, Selbstbestimmung, Sterbehilfe etc. an. Hat mich nach dem Sehen vor zig jahren noch sehr beschäftigt. Habe es bis heute nicht geschafft, mir den Film ein 2. Mal anzuschauen.
Terry Gilliams TIDELAND 2005
https://www.ofdb.de/film/84781,Tideland
Nach dem Drogentod der Mutter reist die zehnjährige Jeliza-Rose (Jodelle Ferland) mit ihrem Vater Noah (Jeff Bridges), einem heroinabhängigen Rockmusiker, in die Prärie, wo er in einer Einöde in einer klapprigen Hütte groß wurde.
Während Jeliza-Rose die Umgebung zu erforschen beginnt, nimnmt auch der Vater Abschied von seinem irdischen Dasein. Völlig auf sich allein gestellt, mit der langsam verwesenden Leiche des Vaters im Haus, zieht sich das einsame Mädchen mehr und mehr zurück in eine morbide Fantasiewelt, in der sie neue Freunde findet.
Realitätsflucht, einem der Lieblingsthemen von Terry Gilliam, diesmal die des kleinen Mädchens Jeliza (stark Jodelle Ferland). Gilliam zeigt uns in verstörenden Bildern, wie Kinder mit traumatischen Erlebnissen fertig werden können. Die ständige Lektüre Jelizas, von Carrolls 'Alice im Wunderland' und dem Auftauchen so einer Art verrückten Hutmacherin, läßt einen sehr tief in den Kaninchenbau vordringen.
Geändert von crowenhaft (24.03.2024 um 09:08 Uhr)
CHRISTIANE F. - WIR KINDER VOM BAHNHOF ZOO 1981
Spielfilm nach dem vom stern publizierten Tatsachenbericht der Christiane Felscherinow
https://www.ofdb.de/film/2436,Christ...m-Bahnhof-Zoo/
1975: Die 13 Jahre alte Christiane F. (Natja Brunkhorst) lebt zusammen mit ihrer Mutter (Christiane Lechle), ihrer Schwester und ihrem Kater in Berlin-Gropiusstadt (graue Hochhäuserburgen, vollgepisste Aufzüge und mit Graffiti entstellte Wände). Christianes Vater ist über alle Berge und die Mutter hat genug mit ihrem Job und dem neuen Freund zu tun. Das Mädchen will einfach nur raus, was erleben. Kessi (Daniela Jaeger), „der stärkste Typ“ aus Christianes Klasse, nimmt sie mit ins Sound, Europas modernste Discothek. Dort lernt sie nicht nur Detlef (Thomas Haustein) kennen, sondern auch die Wirkung ihres ersten Trips. Nach und nach werden die „Sound-Clique“ und mit ihr die Drogen zur Ersatz-Familie. Alle spritzen H (Abkürzung für Heroin), nur Christiane lässt anfänglich die Finger von dem Zeug. Doch nach einem David-Bowie-Konzert nimmt sie, schwer enttäuscht von Detlefs Zuneigung zu einer anderen, doch was - fest davon überzeugt, dass sie alles völlig unter Kontrolle hat. Der erste Schuss ist der Auftakt zu einer Abhängigkeit, die sie bis auf den Straßenstrich am Bahnhof Zoo führt.
Gezeigt wird wie emotionale und soziale Kälte, den Weg in die Drogensucht vorbereitet. Uli Edel drehte mit vielen LaiendarstellernInnen, um dem Film die dokumentarische Authentizität zu verleihen, was nicht immer funktioniert. Und doch sind einige Szenen auch heute noch schwer zu ertragen.
POSSESSION1981
https://www.ofdb.de/film/7391,Possession
Possession spielt im geteilten Berlin der Achtzigerjahre und schon die erste Szene, die die Berliner Mauer mit dem Schriftzug "Die Mauer muss weg" zeigt, steht allegorisch für den ganzen Film. Dieser handelt von Mark (Sam Neill), der nach einer langen Geschäftsreise zurück zu seiner Frau Anna (Isabelle Adjani) und deren Sohn kehrt. Nachdem Anna sich ihm gegenüber sehr abweisend verhält, begibt sich Mark voller Eifersucht auf die Suche nach den Gründen dafür. Doch dabei macht er eine fürchterliche Entdeckung, die all seine schlimmsten Erwartungen bei Weitem übertrifft.
Das Lexikon des internationalen Films urteilte, die Produktion sei „ein höchst irritierendes, allenfalls fragmentarisch mit Handlung gefülltes Werk kafkaesker Dimension.“ Insbesondere das „aufopferungsvolle, an die physischen Grenzen gehende Spiel der beiden Hauptdarsteller, die unstete Kamera und die grotesken Spezialeffekte“ machten aber „aus dem absurden Gewalttheater nachhaltig bewegendes Kunstkino“.
Isabelle Adjani spielt absolut verrückt. Gewann für diese Rolle die Goldene Palme von Cannes und einen César als beste Hauptdarstellerin. Die Adjani erzählte später in einem Interview, dass sie jahrelang in Therapie war, um die verstörende Rolle der Anna zu verarbeiten und nie wieder eine solche Rolle annehmen werde.
Hart an der Schmerzgrenze, aber einer der Filme, die man nach dem Sehen nicht vergessen kann.
Damals, die Nummer 4 (meine erste Ausgabe) ganz groß auf dem Cover der Splatting Image. Seitdem nie mehr vergessen, aber erst Jahrzehnte später mal gesehen. War früher kaum irgendwo erhältlich und in den USA auf VHS um knapp 40min gekürzt erschienen.
Toller Film!
"If you can't dazzle them with brilliance, baffle them with bullshit." W.C.Fields
Eine meiner ergiebigsten Work In Progress-Werkschauen der letzten Jahre betrifft neben Radley Metzger oder den Pre-Code-Bizarrerien Hollywoods (wie etwa die unglaublichen MADAME SATAN und [der nahezu traumatische] THE SIGN OF THE CROSS von Cecil B. DeMille; auch ganz groß letztens MIRACLE WOMAN von Frank Capra mit Barbara Stanwyck) die filmischen Amok-Läufe von Andrzej Zulawski.
Außer POSSESSION sind noch ganz besonders zu empfehlen:
- DIABEL (The Devil, 1972) - die Preußen verwüsten Polen Ende des 18. Jahrhunderts, analog zu dem auch schon panischen Nazi-Okkupationswerk THE THIRD PART OF THE NIGHT (seinem Debüt), aber eher noch besser (und wilder), als das schon war
- natürlich L'IMPORTANT C'EST D'AIMER (Nachtblende, 1974) mit Romy Schneider, die ihn zurecht als ihren besten Film bezeichnete, und Klaus Kinski; Fotograf Fabio Testi sinngemäß auf die Frage, warum er bei Aufnahme einer kompromittierenden Sexszene rauslief: "Als ich gesehen habe, wie deine Oma sich den Dildo umschnallte, ist mir das Essen hochgekommen"
- LA FIDELITE (Die Treue der Frauen, 2000) mit Sophie Marceau - war von Splatting Image schon in einer hellsichtigen zeitgenössischen Rezi als Jahrzehntswerk identifiziert worden
- aber die absolute Krönung ist der 1996er SZAMANKA (also "Die Schamanin", in D glaube ich nie gelaufen), von einer solchen apokalyptischen Urwucht, dass selbst POSSESSION oder NACHTBLENDE dagegen wie Etüden aus einer Achtsamkeits-Kita unter Schirmherrschaft von Annalena Baerbock wirken; wenn ihr das Teil je in die Finger kriegt, unbedingt ansehen! Das hat mir die Sprache vor ein paar Jahren vorläufig verschlagen.
Auch der letzte, COSMOS von 2015 (vor einiger Zeit auf Arte, gibt es in GB bei Arrow), ist noch ein wilder Ritt. Falls jemand dachte, Zulawski wäre inzwischen altersmilde geworden: Nope, nicht im allergeringsten. Ich mag auch z.B. LA FEMME PUBLIQUE (Die öffentliche Frau, 1984) mit Valérie Kaprisky immer mehr. Wer erinnert sich noch das damalige CINEMA-Cover, selbstredend mit Nacktfoto von Valérie und der Überschrift "Hat Valérie das wirklich nötig?". BILD hätte es nicht heuchlerischer anstellen können. Merke: Wenn BILD oder CINEMA oder (aus demselben Verlag wie letztere) TV SPIELFILM einen Film verreißen und/oder einen Moralapostel-Anfall kriegen, dann ist Stoff im Anmarsch, also in einem dialektischen Reflex: unbedingte Sehempfehlung!
RED WHITE & BLUE 2010
https://www.ofdb.de/film/193884,Red-White-&-Blue/
Party, Alkohol, One-Night-Stands. Auf der Suche nach echter menschlicher Zuneigung und Wärme führt die emotional verkrüppelte Erica (Amanda Fuller) ein einziges, wildes Leben. Dann begegnet sie dem schweigsamen Nate (Noah Taylor), der in ihr neue Hoffnungen weckt. Doch ihre Begegnung ist in Wahrheit der Eintritt in einen zerstörerischen Kreislauf, in dem jeder nur verlieren kann.
Wenn sich zwei Borderliner ineinander verlieben, kann es nur Verlierer geben. Wuchtiger Film mit interessantem Sounddesign... (der Sound der nächsten Szene, setzt bereits 5 Sekunden vorher ein.) Absolut sehenswert und toll gespielt, doch nichts für Zartbesaitete!
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