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  1. #26
    Mitglied Avatar von Örtliche Bücherei
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    Klingt schon mal gut.

    Bis auf den achten Punkt, bei dem ich nun keinerlei Verbindung sehe (weder im Stil der Zeichnungen noch in der Story selbst). Bin gespannt dann deine Überlegungen dazu zu erfahren.

  2. #27
    Mitglied Avatar von Martin 37
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    Schön, dass ihr schon gespannt seid. Dazu sollten die Teaser ja auch dienen. Hätte noch eins drauf setzen können: "Zum Ende hin sollte man nicht den Kopf verlieren."

    Zu Punkt 8: Ob ich es schaffe, weiß ich noch nicht,Ich habe lange nicht mehr Bois Maury gelesen. Aber hier im Forum gab es mal das Thema, dass jemand Bois Maury mit Prinz Eisenherz verglichen hat. Der Ausgangspunkt war, dass Bois Maury eine realistischere Darstellung des Mittelalters bot als der Prinz (die Älteren werden sich ggf. erinnern). Diese Feststellung will ich hier noch toppen. Ich weiß aber noch nicht, wie. Äpfel und Birnen will ich aber nicht vergleichen. Vielmehr nur die "realistischen" Darstellungen des Rittertums oder so (ohne Fantasy-Elemente).

    Ciao
    Martin

  3. #28
    Ex-Exphilosoph Avatar von Jovis
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    Ich wollte eigentlich drum herum kommen, meine Meinung zu Bos-Maury hier ausführlich zum Besten zu geben. Da hole ich mir nur Ohrfeigen ab. Bei genauerer Betrachtung sehe ich allerdings durchaus Zusammenhänge. Hermann baut 5 Bände lang eine inhaltliche Struktur auf, die er danach so verhunzt, dass nicht mal mehr das Ende einen Sinn ergibt, oder gar eine nachvollziehbare Geschichte vortäuscht. Das ganze Werk ist inhaltlich vollkommen verhunzt. Bei den Gefährten ist es naheliegend, genau dasselbe zu denken. Und tut man auch. Den Gefährten wirft man genau das vor. Hermann nicht. Das hat aber Gründe auf Leserseite. Hermann ist eine heilige Kuh. Bourgeon nicht.
    Geändert von Jovis (04.07.2023 um 07:30 Uhr)
    Art is a naked dream for consciousness.

    [QUOTE=Largo Beutlin;5890050]Im Gegensatz zu dir fördere ich das Comicwesen durch den Ankauf vieler Neuerscheinungen.[/QUOTE]

  4. #29
    Ex-Exphilosoph Avatar von Jovis
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    Aber ich kann ja mal loslegen. Ein kleiner Exkurs vor Beginn:

    Kriegsgenerationen neigen dazu, sich später aus ihrer Traumatisierung heraus in religiöses Denken zu flüchten. Die Spannung, die bei den Gefährten zwischen Band 1+2 und 3 entsteht, kommt daher, dass man zwar in Band 1 schon den für Band 3 relevanten Prozess erzählt, in aller Kürze, aber uns Lesern der Prozess der Traumatisierung nicht am Anfang geschildert wird. Das Trauma steht uns als Deutungsebene in Band 1 und 2 noch nicht zur Verfügung! Wir verfolgen zwei Bände lang - und es hätten ruhig noch mehr sein können - den Weg dreier völlig kaputter Personen, deren Eskapismus in Traum- und Heilsfantasien für uns als Leser zu diesem Zeitpunkt gar nicht wahrnehmbar sein kann. Es ist die Umkehrung des üblichen Ganges der Dinge in Filmen und Büchern. Man vergleiche ruhig "The Deer Hunters"! Die Auswirkung des Krieges in diesem Film wird absehbar gemacht an dem ungeheuer langen Prolog! Die erste Stunde ist reines Futter für uns, um die Pervertierung menschlichen Daseins durch ein Trauma darzustellen. Hinterher. Die Gefährten aber setzen dieses Hinterher an den Anfang. Wir sehen den Eskapismus dreier traumatisierter Personen, bis wir selbst gar nicht mehr entscheiden können, ob wir uns hier im wahren Europa des 30- oder 100-jährigen Krieges befinden, oder in einer Fantasy-Welt. So wie ich auch bei meinem Vater nicht mehr sagen konnte, ob das ein gläubiger Mann ist, oder ob er nach WW2 einfach nur Zuflucht suchte bei einer anderen, mehr fiktionalen Erlösergestalt.

    Band 3 reisst dieses Tuch des Eskapismus von der Geschichte ab, obwohl noch genügend mythische Ebenen übrig bleiben (das Werwolf-Phänomen), und führt uns schließlich in die - aber immer noch poetische - Realität der Geschichte. Die Gefährten ist zu keinem Zeitpunkt eine realistische Darstellung des Mittelalters. Höchstens beansprucht sie, die abergläubische Selbstwahrnehmung der mittelalterlichen Bevölkerung zu schildern, aber selbst da würde ich Zweifel anmelden. Die Gefährten schildern keine reale Wirklichkeit, spielt aber damit, dass sie eine subjektive Wirklichkeit an den Anfang stellt und den Leser dann in Band 3 ähnlich zu schockieren trachtet wie seine Hauptpersonen. Durch eine plötzliche Konfrontation mit einer Form von Wirklichkeit, die in drastischem Wiederspruch zur erlebten Realität der Bände 1 und 2 steht, wo die Ordnung der Dinge durch mythische Figuren scheinbar hergestellt wurde, die nun aber konsequent verschwunden sind.
    Geändert von Jovis (04.07.2023 um 08:02 Uhr)
    Art is a naked dream for consciousness.

    [QUOTE=Largo Beutlin;5890050]Im Gegensatz zu dir fördere ich das Comicwesen durch den Ankauf vieler Neuerscheinungen.[/QUOTE]

  5. #30
    Mitglied Avatar von Largo Beutlin
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    Ich quäle mich gerade durch Band 3, dann ist zum Glück Schluss mit dieser Reihe, der ich nichts abgewinnen kann. Derart mühsam zu lesen, unglaublich, was einem alles als Meisterwerk verkauft wird....

    Auch Band 3 landet am Verkaufs-Stapel!

  6. #31
    Mitglied Avatar von Martin 37
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    @Jovis

    Schön, dass du schon loslegst. Du hast schon soviel rausgehauen, dass ich da noch nicht ganz mithalten kann. Aber auch bei dir stehen ersteinmal die drei Gefährten als traumatisierte Charaktere im Vordergrund, bei denen du eine Realitätsflucht aufgrund des Traumas siehst (korrigier mich, wenn ich dich falsch verstehe).

    Vorweg: Ich sehe die Traumwelt nicht als "Flucht" an, auch wenn diese Träume unseren Gefährten helfen, Probleme zu lösen.

    Aber zu meiner eigenen Aufgliederung:

    1. Die Charakter und Motivation der Gefährten und deren weitere Entwicklung

    Wir haben zunächst Mariotte und den namenlosen Ritter ohne Gesicht. Beide sind Ausgestoßene von der Gesellschaft (ich liebe die Gesellschaftskritik, die hier mitschwingt!).

    Das Ausgestoßensein wird anfangs bei beiden deutlich thematisiert:

    Die Großmuter und ihre Enkelin werden beide als Hexen betrachtet, weil sie Kräuter sammeln und Mariotte rote Haare hat. Das reicht aus, um verteufelt zu werden. Rote Haare sind bis heute etwas Außergewöhnliches und im Mittelalter erst recht. Alles, was von der Norm abweicht, wird als verdächtig und ggf. gefährlich betrachtet. Das wird im Comic desöfteren thematisiert.

    Auch der namenlose Ritter wird von anderen Rittern nicht anerkannt. Er ist der Außenseiter, der den alle meiden. Durch die Zerstörung seines Gesichts wird es nicht leichter.

    Beide greifen aufgrund der erlittenen Demütigungen zu drastischen Mitteln: Der namenlose Ritter überfällt mit seinen Leuten eine Burg.
    Mariotte schickt die feindlichen Soldaten ins Dorf, in dem Anicet lebt, um sich zu rächen.

    Beide sind von dem Ergebnis ihrer Rache tief getroffen, sogar geschockt. Meines Erachtens sind beide geläutert und im weiteren Verlauf nicht mehr vom Rachegedanken getrieben.

    Mariotte und auch der namenlose Ritter gehen im weiteren Verlauf gerade mit Anicet, der für die Gesellschaft stehen könnte, die sie ausgestoßen hat, gnädig um, obwohl er es mit beiden nicht gut meint: Anicet will den Ritter im Schlaf töten und Anicet ist immer dabei, Mariotte los zu werden.

    Vieleicht etwas viel hineininterpretiert: Anicet, der als Vertreter der Gesellschaft steht, der die beiden ausgestoßen hat, wird Diener des Ritters. Er "versklavt" eigentlich Anicet, der seine Schuld bei ihm abarbeiten muss.

    Hier ein Spoiler für das Ende:


    Anicet will immer Knappe sein, wird vom Ritter aber immer zurecht gestutzt und auf seine einfache Dienerschaft verwiesen. Erst am Ende des dritten Bandes hat der Ritter kurz vor seinem Tod seinen Frieden mit Anicet geschlossen und nennt ihn seinen Knappen, als dieser bereits seinen Kopf verloren hat. Ausgleichende Gerechtigkeit?



    Die Gefährten setzen sich damit untrerschiedlich zusammen. Anicet hat wohl das Trauma, dass er vom Strick gerettet wird, aber eigentlich ist er zu Anfang derjenige, der mit seiner Demütigung von Mariotte alles in Gang setzt.

    Soweit zunächst zu ersten Punkt.

    Ciao
    Martin

  7. #32
    Mitglied Avatar von Martin 37
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    Zitat Zitat von Largo Beutlin Beitrag anzeigen
    Ich quäle mich gerade durch Band 3, dann ist zum Glück Schluss mit dieser Reihe, der ich nichts abgewinnen kann. Derart mühsam zu lesen, unglaublich, was einem alles als Meisterwerk verkauft wird....

    Auch Band 3 landet am Verkaufs-Stapel!
    Das finde ich aber sehr gut. Hoffe, dass du dann hier teilnehmen kannst.

    Ciao
    Martin

  8. #33
    Ex-Exphilosoph Avatar von Jovis
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    Zitat Zitat von Martin 37 Beitrag anzeigen
    Soweit zunächst zu ersten Punkt.

    Ciao
    Martin
    Okay. Solange ich nix sag, bin ich ganz bei dir.
    Art is a naked dream for consciousness.

    [QUOTE=Largo Beutlin;5890050]Im Gegensatz zu dir fördere ich das Comicwesen durch den Ankauf vieler Neuerscheinungen.[/QUOTE]

  9. #34
    Mitglied Avatar von Örtliche Bücherei
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    Zu deinem ersten Punkt Martin 37 ... da bin auch ich ganz bei dir.

  10. #35
    Mitglied Avatar von Martin 37
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    Ad Jovis + Öffi

    Das war ja mal der einfache Teil. Das liest man auf den ersten ca. 10 Seiten des Albums.

    Aber schon die Geschehnisse rund um den Überfall auf die Burg führt zur ersten Problematik: Realität, Albtraum oder was dazwischen.
    Geschildert wird es als Rückblende bzw. als Erzählung des Ritters.


    Das lese ich mir gleich noch einmal durch. Bis dann.

    Ciao
    Martin

  11. #36
    Mitglied Avatar von Martin 37
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    Ad Punkt 1 - Motivation des namenlosen Ritters

    Achtung jetzt wird gespoilert, was das Zeug hält:

    Zum ersten Punkt meiner Gliederung gehört auch die Motivation der Charaktere. Da der namenlose Ritter unsere beiden anderen Gefährten vom Baum aufgabelt, die da so abhängen, steht er natürlich im Mittelpunkt. Zu Beginn erzählt der Ritter seine traurige und wie man hinterher rausliest seine wirklich große Tragödie:

    Beim Überfall auf die Stadt, mit der er sich für seine Demütigungen rächen will, töten seine Leute seine große Liebe Blanche. Im Band drei erfahren wir, dass sie eine von drei Schwestern ist, die auf dem Schloß Montrey lebten: Blanche, Carmine und Neyrelle. Die drei symbolisieren jeweils eine Farbe des Wappens bzw. des Schildes, und zwar weiß, rot und schwarz.

    Soweit zur Vorrede und was man wissen muss, um Band 1 nachvollziehen zu können:

    Dem Ritter erscheint nach dem Blutbad ein Ritter in den Farben Rot und Weiß und einem entsprechenden Schild. Er scheint ein Geist zu sein. Er war Waffenbruder des Großvaters der drei Schwestern und deren Pate. Neyrelle sagt dann später, dass er wie ein Gespenst herumspuken würde. Selbst als der Ritter ihm den Kopf abschlägt, redet er weiter. Der "tote" Ritter erzählt unserem namenlosen Ritter etwas von der dritten schwarzen Kraft, die er finden müsste. Diese dritte schwarze Kraft beginnt er dann zu suchen. Wie wir in Band drei erfahren führt der Weg dann wieder in das Schloss Montrey und den verbliebenen Schwestern.

    Nach der "Heimsuchung" durch den "toten" Ritter erhält er für die Suche das hohe Ross und Lude, zudem ein weiß-rotes Schild. Wie wir später erfahren, wurde das Schwarz vom toten Ritter vom Schild entfernt. Deshalb muss der namenlose Ritter das Schwarz wiederfinden.

    Ist es jetzt eine Heimsuchung durch einen Geist, ein Traum oder doch Realität?

    Der namenlose Ritter sagt selber, dass er acht Tage geschlafen hatte und dann die Rösser und den Schild vorfand. Also Traum?!
    Neyrelle sagte, dass der Ritter auf dem Schloss rumspuken würde. Also Heimsuchung?
    Als real würde ich zumindest nicht einordnen, weil ein geköpfter so selten redet.

    Kommt es darauf an? - Nein!

    Es ist surreal, egal, wie man es auslegt. Aber darauf kommt es nicht an. Vielmehr ist das Konzept von Bourgeon ersichtlich und wie er vorarbeitet in seinem Plot. Insoweit glaube ich nicht an Zufälle, sondern an einem zuvor bestehenden, zumindest groben Überblick, wie die Geschichte weitergehen kann. Selbst wenn er das bei Band eins nicht eingeplant haben sollte, ist die Fortführung der Story genial bewerkstelligt, unabhängig davon, ob es einen dann gefällt.

    Also die Geschichte nimmt aufgrund des erlittenen Traumas/Dramas des namenlosen Ritters ihren Fortgang.

    Soweit zur Motivation des Ritters.

    Fortsetzung folgt ...

    Ciao
    Martin
    Geändert von Martin 37 (05.07.2023 um 18:24 Uhr)

  12. #37
    Ex-Exphilosoph Avatar von Jovis
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    Wow. Super! Großartig zusammengeführt. An manche Bereiche davon hatte ich mich noch gar nicht herangetraut. Bitte weiter.
    Art is a naked dream for consciousness.

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  13. #38
    Mitglied Avatar von Örtliche Bücherei
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    Sinnvolle Gedanken zur Motivation des namenlosen Ritters.

    Da bin ich voll bei dir.

    Und die Angelegenheit des weiss-roten Schildes, also ohne den schwarzen Anteil hatte ich zuvor nicht verstanden gehabt. Deine Meinung darüber macht durchaus Sinn (und ich übernehme sie daher). Es stellt sich tatsächlich die Frage ob der Autor dies bereits beim Erstellen des ersten Bandes so geplant hatte oder ob es ein genialer Schachzug im dritten Album darstellt.

    So oder so: eine faszinierend interessante Story!



    P.S.: Ich schätze es übrigens sehr hierzu deine Gedanken zu erfahren. Denn auch mir kamen so einige Fragen hoch, welche nicht schlüssig zu beantworten waren. Eben beispielsweise das mit dem dreifarbigen Schild das den drei Schwestern entspricht, wie wir im Abschlussband erfahren.

  14. #39
    Premium-Benutzer Avatar von dino1
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    Also durch eure Analysen gefällt mir die Serie noch besser.
    Immer schön zu lesen was andere sich denken.

  15. #40
    Mitglied Avatar von Martin 37
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    Es freut mich sehr, dass es euch gefällt, was ich da so zusammenfasse. Aber es sind natürlich alles nur meine Gedanken.

    Also die Fortsetzung wird kommen ...

    Ciao
    Martin

  16. #41
    Mitglied Avatar von Martin 37
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    Ad Punkt 1 - Motivation von Anicet

    Weiter geht es mit dem Diener, auch diesmal mit Spoilern:

    Anicet demütigt zu Beginn Mariotte als Außenseiterin, welche sich dann dadurch rächt, dass sie die Soldaten ins Dorf schickt. Alle Dorfbewohner werden grausem abgeschlachtet. Der einzige Dorfbewohner, der an einem Strick baumeld überlebt, ist Anicet, obwohl er Anlass und Ziel der Rache war. Dieser wäre beinnahe dann von Mariotte gerettet worden, hätte sie sich nicht vor dem Ross Ludie erschreckt.
    Und so wurde er vom namenlosen Ritter gerettet und stand damit bei ihm in der Schuld. Ein ehrenvoller Ritter hätte vielleicht nur die gute Tat begangen und hätte sich dann von ihm bloß auf ewig für seine Tat huldigen lassen. Aber nicht unser Ritter, der Anicet richtig rannimmt und ihn als Diener einsetzt und damit "versklavt". Kein Wunder, dass dieser dann einen Freiheitsdrang verspürt, weil er keine Frondienste leisten will.

    Anicet hat mehrere Ziele: Er will fliehen, um wieder frei zu sein. Aber zumindest will er sein Knappe und kein Diener sein. Zudem ist er sexuellen Abenteuern gegenüber nicht abgeneigt.

    Das wird am Ende des dritten Bandes von Bourgeon noch mal schön verarbeitet:

    1. Anicet erlebt sein amouröses Abenteuer mit der Schlossherrin Carmine als Ritter verkleidet.
    2. Der namenlose Ritter wird von Noal, dem Gemahl von Carmine, des Ehebruchs bezichtigt, wei er ihn den Gemächern "überrascht" (letztendlich ein abgekartertes Spiel von Neyrelle und Noal, um Carmine aus dem Weg zu räumen)
    3. Anicet wird auch zum Tode durch den Strick verurteilt, will dann natürlich wieder fliehen
    4. Das edle Ross führt ihn aber zum Scheiterhaufen zurück, so dass die Menge meint, er wolle seinen Herrn retten, der auf dem Scheiterhaufen verbrannt werden soll; für dei Menge ist er ein Held
    5. Nachdem er seinen Kopf verloren hat, wird er von seinem Herrn, dem Ritter, als sein Knappe bezeichnet.

    Er hat sein Ziel in zweifacher Weise erreicht: er ist dem Ritter durch seinen Tod entkommen und er wurde Knappe (okay, ein wenig makaber ausgedrückt).

    Mitleid braucht aber keiner mit Anicet zu haben. Er behauptet wohl, keinen Menschen getötet zu haben; aber Mariotte hält ihm vor, durch seine Passivität an dem Tod zweier Menschen schuld zu sein, in dem er nicht geholfen habe.

    Letztendlich zieht aber Anicet in die (Todes-) Prozession des Ritters als dessen Knappe und als Held ein. Begleitet werden die beiden von den drei toten Schwestern. Und so ziehen diese vereint durch die Lande.

    Fortsetzung folgt zu Mariotte ...

    Ciao
    Martin

    PS: Anicet war jetzt nicht so spannend, aber trotzdem sind meine Ausführungen länger geworden als ich gedacht hatte.

  17. #42
    Mitglied Avatar von Örtliche Bücherei
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    Öha, Punkt 1 scheint mir entgangen zu sein. Anicet hatte was mit Carmine?
    Möglicherweise bin ich bei dieser Stelle eingedöst. Muss gleich nochmals schauen.

  18. #43
    Mitglied Avatar von Örtliche Bücherei
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    Habs gefunden. Seite 116. Drei Bildchen nur. Sehr unschuldig.
    Als amouröses Abenteuer kann man es in der Tat bezeichnen.

  19. #44
    Mitglied Avatar von Martin 37
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    Ich hoffe mal, dass ich mich da nicht mit den Frauen vertue. Aber Seite 116 meinte ich auf jeden Fall. Wird hier natürlich nur ein wenig angedeutet.

    Ciao
    Martin

  20. #45
    Mitglied Avatar von Martin 37
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    Ad Punkt 1 - Motivation von Mariotte

    Nach der Demütigung von Anicet ist Mariotte zunächst von Rache erfüllt. Als sie elendig und verspottet im Schlamm liegt, kommen die Sodaten wie gerufen, um die erlittene Scham direkt zu vergelten. Doch ihre Großmutter, die ebenfalls als Hexe gebrandmarkt wird, denkt an die Dorfbevölkerung. Diese ist ihr sogar wichtiger als ihre eigene Enkelin. Nur wenn Mariotte das Dorf und die Bewohner vor den Soldaten rettet, darf sie zu ihrer Großmutter zurück, bei der sie offensichtlich lebt (Eltern werden nicht erwähnt).

    Doch Mariotte kommt nicht mehr rechtzeitig, insbesondere weil ihr ihre Sicherheit wichtiger ist als das Leben der anderen. So verbringt sie die Nacht auf einem Baum, um Schutz vor den Wölfen zu finden. Sie spielt die Gefahr für das Dorf und ihren Anteil daran runter, bis sie das Blutbad im Dorf sieht.

    Das führt meines Erachtens zu einer Änderung von Mariotte. Sie beweist in den späteren Abenteuern ihren Mut und lässt sich lieber selber quälen oder gar mit dem Tod bedrohen als andere zu verraten. Das erlittene Trauma lässt sie zu einer anderen Person werden, die mehr Verantwortung trägt.

    Noch eine weitere, gravierende Änderung tritt ein: sie verliert ihr Zuhause. Sie wurde von der Großmutter verstoßen. Eine Rückkehr ist unvorstellbar. Sie muss sich also allein durchs Leben schlagen und beginnt die beiden anderen Gefährten zu bestehlen. Anders als Anicet, der gezwungen wird, dem Ritter zu dienen, fleht Mariotte darum, mitgenommen zu werden, als sie erwischt wird. Für Mariotte geht es folglich darum, Teil einer Gemeinschaft zu sein, da sie bisher immer die Ausgestoßene war.

    Der Epilog zeigt, dass Mariotte als einzige die "Erlösung" erlangt und ihr Ziel erreicht, in einer Gemeinschaft zu sein und damit ein neues Zuhause zu haben.

    Dieses Ende hat sich Mariotte auch verdient. Ihre Bedeutung für die Geschichte wird immer größer, während der Ritter immer mehr in den Hintergrund tritt. Man merkt, dass Bourgeon großen Wert auf starke weibliche Charaktere legt.

    Ihr Standing war aber nicht sofort so groß. Der Ritter hatte sie anfangs nur hinterherlaufen lassen. Im Sumpf musste sie vorangehen, damit nicht eins der wertvollen Schlachtrösser im Moor versinkt.

    Zudem hat Mariotte eine große Ähnlichkeit mit Carmine. So muss sie ihren roten Schopf verbrennen, um nicht mit ihr verwechselt zu werden.

    Inwieweit alle drei Schwestern ein Entsprechung in den im Epilog auftauchenden Frauen haben, werde ich noch einmal genauer unter die Lupe nehmen.

    Und Bourgeon selber ist meines Erachtens auch dabei. Ist er der junge Mönch, der mit Mariotte dann zusammen lebt oder der mysteriöse Reiter, der das Skript von Bruder Jean aus dem Skriptoprium erhält?
    Beides wäre möglich. Oder was dachtet ihr, was der Reiter da so in der Gegend macht?

    Fortsetzung folgt ...

    Ciao
    Martin

  21. #46
    Mitglied Avatar von Örtliche Bücherei
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    Zitat Zitat von Martin 37 Beitrag anzeigen
    ...
    Und Bourgeon selber ist meines Erachtens auch dabei. Ist er der junge Mönch, der mit Mariotte dann zusammen lebt oder der mysteriöse Reiter, der das Skript von Bruder Jean aus dem Skriptoprium erhält?
    Beides wäre möglich.
    ...

    Beides wäre möglich, obwohl ich es so noch nicht betrachtet habe.

    Ich denke, ich werde die Alben noch einmal lesen müssen. Im Gedanken an deine Ausführungen dürften sich manch neue Perspektiven ergeben.

  22. #47
    Mitglied Avatar von Martin 37
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    Zitat Zitat von Örtliche Bücherei Beitrag anzeigen
    Beides wäre möglich, obwohl ich es so noch nicht betrachtet habe.

    Ich denke, ich werde die Alben noch einmal lesen müssen. Im Gedanken an deine Ausführungen dürften sich manch neue Perspektiven ergeben.
    Also die Tendenz geht eindeutig Richtung mysteriöser Reiter, der den Mönch, also Bruder Jean, als Chronist abzulösen scheint. Bruder Aymon ist dagegen der Zeichner. Es geht natürlich auch als Kombination beider.

    Mir ist heute Morgen eingefallen, dass ich meine Thesen mit Fotos der entsprechenden Panels hätte belegen können. Das werde ich für die vorherigen Aussagen jetzt nicht nachholen. Aber für die letzte These hier Fotos als Spoiler:




    Die letzte von mir oben gezeigte Seite muss ich mir noch vornehmen. Man sieht ein Buch mit weißen Seiten im Schnee liegen. Also ein Buch, dass noch geschrieben werden muss? Drüber sind die drei Schwestern oder aber die drei Frauen aus dem Epilog (auch das muss ich mir noch ansehen). Carmine/Mariotte macht das "psst Zeichen" mit dem Zeigefinger vor dem Mund. Also nichts verraten, jetzt nix sagen. Dass das Bild der drei aus einer anderen Zeit stammt, sieht man am Mond. Im Schnee sieht man den Vollmond, auf dem Bild der drei Frauen eine Mondsichel.

    Unter dem Buch sind dann wahllos drei Panels mit (unbekannten) Personen abgebildet. Wer das wohl sein soll? Na, die Leser: die Kinder, der alte Mann, die Frau.

    Jetzt noch kurz zu Aymon:




    Laut Mariotte kann er keine weiblichen Hintern zeichnen. Also ist Bruder Jean der Chronist und Aymon der Zeichner. Da Bourgeon beides macht, wird er meines Erachtens von beiden Personen mit erfasst. Und er gönnt sich damit am Ende auch das Zusammenleben mit Mariotte.

    Ciao
    Martin

  23. #48
    Mitglied Avatar von Örtliche Bücherei
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    Zitat Zitat von Martin 37 Beitrag anzeigen
    ...




    Die letzte von mir oben gezeigte Seite muss ich mir noch vornehmen. Man sieht ein Buch mit weißen Seiten im Schnee liegen. Also ein Buch, dass noch geschrieben werden muss? Drüber sind die drei Schwestern oder aber die drei Frauen aus dem Epilog (auch das muss ich mir noch ansehen). Carmine/Mariotte macht das "psst Zeichen" mit dem Zeigefinger vor dem Mund. Also nichts verraten, jetzt nix sagen.
    Einverstanden, das Bild mit den drei Frauen aus dem Epilog zeigt die drei Schwestern. Das „psst Zeichen“ macht Carmine.

    Ich bin der Meinung, dass Carmine nicht mit Mariotte identisch ist. Das sind zwei verschiedene Personen, die sich nur gleichen, obwohl Mariotte deutlich jünger ist.
    So, wie ich deinen Text interpretiere, räumst du die Möglichkeit ein, dass es nur eine Person ist? Habe ich dich richtig verstanden?

  24. #49
    Ex-Exphilosoph Avatar von Jovis
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    Zitat Zitat von Örtliche Bücherei Beitrag anzeigen
    Ich denke, ich werde die Alben noch einmal lesen müssen. Im Gedanken an deine Ausführungen dürften sich manch neue Perspektiven ergeben.
    Dito hier. Echt mal eine imposante Analyse. Auf die Idee, dass Bourgeon sich selbst eingebracht hat, wäre ich nie gekommen, ist aber sehr reizvoll als Idee. Mal gucken ob ich da mitgehe beim nächsten Lesen.
    Art is a naked dream for consciousness.

    [QUOTE=Largo Beutlin;5890050]Im Gegensatz zu dir fördere ich das Comicwesen durch den Ankauf vieler Neuerscheinungen.[/QUOTE]

  25. #50
    Mitglied Avatar von Martin 37
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    Zitat Zitat von Örtliche Bücherei Beitrag anzeigen
    Einverstanden, das Bild mit den drei Frauen aus dem Epilog zeigt die drei Schwestern. Das „psst Zeichen“ macht Carmine.

    Ich bin der Meinung, dass Carmine nicht mit Mariotte identisch ist. Das sind zwei verschiedene Personen, die sich nur gleichen, obwohl Mariotte deutlich jünger ist.
    So, wie ich deinen Text interpretiere, räumst du die Möglichkeit ein, dass es nur eine Person ist? Habe ich dich richtig verstanden?

    Da hast du mir schon sehr geholfen.
    Ich war mir einfach nicht sicher, ob das die drei Schwestern sind (meine Vermutung) oder die drei anderen Frauen. Deshalb der Querstrich zwischen Carmine bzw. Mariotte.

    Diese drei Frauen aus dem Epilog (muss mir noch mal anschauen, wer das genau ist - das war ja schon ein Vorgriff auf einen Teil der Alben, der noch gar nicht erfasst werden sollte) stehen allenfalls noch mal symbolisch für die drei Schwestern. Anders als die drei Schwestern leben diese in Harmonie, wie sich aus dem Epilog ergibt.

    Bezüglich der Frage nach der Identität von Carmine und Mariotte zitiere ich mich mal selber:

    "Zudem hat Mariotte eine große Ähnlichkeit mit Carmine. So muss sie ihren roten Schopf verbrennen, um nicht mit ihr verwechselt zu werden."

    Vielleicht habe ich mich danach ein wenig unklar ausgedrückt. Wie gesagt der Querstrich war nur da, weil ich mir gerade nicht sicher war, wer es nun letztendlich darstellen soll. Aber ich schließe mich da dich an, da dies für mich viel mehr Sinn macht.

    Der wilde Ritt durch die Alben wird weiter gehen. Aber ganz so spannende Sachen werde ich wohl nicht mehr enthüllen können.

    Ciao
    Martin

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