Obwohl nur das erste Kapitel den Titel "Prolog" trägt, fühlt sich im Grunde der ganze Band wie eine Art Einführung an, in der erstmal sämtliche storyrelevanten Figuren vorgestellt werden. Alles wirkt noch recht undurchsichtig, nur hier und da werden ein paar Andeutungen gemacht, die auf eine ziemlich vielschichtige und vielversprechende Handlung schließen lassen, in der definitiv irgendwas faul ist. Dabei scheint die Handlung tatsächlich im Vordergrund zu stehen. Nach einem Band würde man jedenfalls nicht vermuten, dass sich hieraus noch eine wie auch immer geartete Romanze entwickelt.
Leider kenne ich mich in der ägyptischen Mythologie zu wenig aus, um sagen zu können, wie viel Wahres in die Gestaltung der Götterwelt floss. Den ein oder anderen Götternamen hat man sicherlich schon mal gehört, auch in Verbindung mit der ihm zugeteilten Funktion. So oder so hinterlassen die Verbandelungen der Götter untereinander einen echt interessanten Eindruck und Seth als Protagonist und zugleich vermeintlicher Antagonist gefällt mir ausgesprochen gut mit seiner von oben herabschauenden Haltung. Obwohl man nie sein ganzes Gesicht zu sehen bekommt, sondern nur seine höhnisch verzogenen Mundwinkel, springt ihm die göttliche Arroganz aus jeder Pore. Andererseits wirkt er aber auch irgendwie nahbar und verletzlich, wenn er gefühlt ganz allein dem Rest der Welt gegenübersteht.
Dass die Gesichter mancher Charaktere im Verborgenen bleiben, empfinde ich übrigens als sehr originelles Stilelement. Das gibt dem Ganzen nochmal zusätzlich eine mysteriöse Note und soll vielleicht die wahren Absichten manches Handelnden verschleiern.