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Willkommen in der zweiten Hälfte dieses Sammelbands! Zunächst möchte ich darauf eingehen, warum die folgenden Geschichten (die sogenannten „Zusatzkapitel“) nicht in der chronologischen Reihenfolge gezeigt werden, in der sie in Dagoberts Leben stattgefunden haben. Viele Fans denken, dass diese zusätzlichen Geschichten mit den Hauptkapiteln gleichzusetzen sind, die weiter vorne abgedruckt wurden. Das stimmt aber nicht. Denn die ursprünglichen zwölf Geschichten von Onkel Dagobert: Sein Leben, seine Milliarden verfolgten einen völlig anderen Zweck als die Zusatzkapitel und wurden deshalb auch in einem völlig anderen Stil angelegt.
Die Absicht hinter den zwölf Hauptkapiteln war, die Entwicklung von Dagoberts Persönlichkeit zu zeigen, bis hin zu der Entfremdung von seiner Familie und dem einsamen Leben, das er schließlich führt. Außerdem ging es natürlich vor allem auch darum, alle Informationskrümelchen, die Dagobert je (durch seinen Schöpfer Carl Barks) von seinem Leben preisgegeben hatte, zu versammeln und zu untermauern. Die Zusatzkapitel entstanden nicht aus diesen Gründen – vielmehr fertigte ich sie einfach deshalb an, weil ich gerne Geschichten aus Dagoberts Jugend erzählte … und auch, weil mir täglich Fans schrieben, die mich baten, neue Kapitel hinzuzufügen.
Sie werden bemerken, dass diese zusätzlichen Kapitel eine andere Gestaltung aufweisen. Die ursprünglichen zwölf folgten einer klaren, vorwärts gerichteten Linie – es gab keine Rahmenhandlung. Stattdessen wurden im Splashpanel Seiten aus Mathildas Sammelalbum gezeigt. Doch die Zusatzkapitel sind in eine Rahmensequenz eingebettet, die in der Gegenwart spielt. Dort sehen wir Donald, der auf Anweisung von Dagobert irgendwelche Ausgrabungsarbeiten im Tresorraum des Geldspeichers erledigt (30 Cent pro Stunde). Bei diesen Grabungen wird „zufällig“ (oder auch nicht?) Dagoberts alte Truhe freigelegt, die ihm früher als Reisekoffer diente. Sie begleitete ihn bei all seinen Abenteuern und enthält die Erinnerungsstücke aus diesen (wenngleich er es nicht zugeben würde) glücklicheren Tagen. Als Nächstes kommen die Neffen hinzu, die Dagobert eine unschuldige Frage zu einem Souvenir stellen, das sie entdecken oder ihn gerade bewundern sehen. Die zugehörige Geschichte wird uns nun enthüllt, während Dagobert sie seinen Neffen erzählt bzw. sich (in einem Fall) in seinen Gedanken an sie erinnert. Und Donald ist natürlich immer zur Stelle, um sarkastische Bemerkungen über die „törichte Jugend“ seines Onkels zu machen.
Ich habe diese zusätzlichen Geschichten immer als „B“- oder „C“-Kapitel bezeichnet, um die höhere Wichtigkeit der ursprünglichen Storys – die über kein Suffix verfügen, aber natürlich „A“-Kapitel wären – noch deutlicher hervorzuheben. Bei den Titeln folgte ich jedoch dem gleichen Schema, das auch bei den Hauptkapiteln zum Einsatz kam: „Der (bla, bla, bla) von/am/der/des (bla, bla, bla)“, was sich immer auf Dagobert selbst bezieht. Es gibt einige wenige Ausnahmen von dieser Regel: Die Titel von Kapitel 8B und 8C beziehen sich absichtlich überhaupt nicht auf Dagobert. Der Grund dafür ist (falls Sie es nicht bereits erahnen), dass ich Nelly für die bei Weitem wichtigste Figur in Dagoberts Lebensgeschichte halte, weshalb sie es verdient, in diesen Zusatzkapiteln besonders hervorgehoben zu werden. Wo sich der Titel von Kapitel VIII („Der König des Klondike“) offensichtlich auf Dagobert bezieht, bezieht sich der von Kapitel 8B („Die Gefangene am White Agony Creek“) ganz klar auf Nelly und der von Kapitel 8C („Die zwei Herzen des Yukon“) schließlich – hach, wie romantisch! – auf die beiden gemeinsam. (Seufz!)
Wenn die Zusatzkapitel hier schon nicht zwischen die Hauptkapitel gepackt werden, könnten sie aber doch trotzdem inhaltlich chronologisch aufeinanderfolgend gezeigt werden? Dies war in früheren Sammelbänden manchmal der Fall, ich halte das aber nicht mehr für sinnvoll. Meiner Ansicht nach sollten die Werke eines Autors (in diesem Fall bin ich das) in der Reihenfolge gezeigt werden, in der sie geschaffen wurden. Dies ist essenziell, um seine Entwicklung und Gedankenprozesse im Verlauf seiner Karriere nachvollziehen zu können. Auf mich bezogen ist es z. B. wichtig zu wissen, dass ich „Der Fuchs vom Culebra Cut“ nach „Der Rächer von Windy City“ anfertigte. Und es ist ganz besonders wichtig, nachvollziehen zu können, dass „Die Gefangene am White Agony Creek“ über zehn Jahre nach „Die zwei Herzen des Yukon“ entstand, obwohl die Handlung kurz vor dieser Geschichte angesiedelt ist. Am wichtigsten ist mir jedoch, dass klar wird, dass „Die Gefangene …“ die letzte Geschichte war, die ich je angefertigt habe (und das auch bleiben wird). Dennoch handelt es sich dabei nicht um die letzte Geschichte dieses Bands (was auch ein netter Abschluss gewesen wäre), denn nach den Zusatzkapiteln zeigen wir noch drei thematisch verwandte Bonusgeschichten, die den SLsM-Abenteuern so ähnlich sind, dass wir wissen, dass Duck-Fans sie hier sehen wollen.
Zunächst hätten wir da den ersten (wenn auch kurzen) Ausflug, den ich in meinen Geschichten je in Dagoberts Jugend unternahm. Die Rückblende in „Der letzte Schlitten nach Dawson“ ist nur ein paar Seiten lang, doch wir zeigen hier natürlich trotzdem das komplette Abenteuer. Als ich sie 1988 anfertigte, hätte ich nie gedacht, nur fünf Jahre später mit der Aufgabe betraut zu werden, Dagoberts komplette Lebensgeschichte zu erzählen. Wenn ich nur geahnt hätte, was mich erwartete!
Es folgt die Geschichte, an der ich gerade arbeitete, als ich den Auftrag bekam, SLsM anzufertigen. Durch reinen Zufall war es eine kurze Gag-Story, in der Gundel Gaukeley an den Tag zurückreist, an dem Dagobert seine Nummer eins verdient: „Zehnerjagd zwischen den Zeiten“. Früher wurde die Geschichte manchmal als „Kapitel 0“ bezeichnet. Sie war aber nie als Teil der SLsM-Reihe gedacht, nicht mal als Zusatzkapitel, zumal sie noch davor entstand, anders aufgebaut ist und eine völlig andere Absicht verfolgt. „Kapitel 0“ klang zwar irgendwie putzig, aber nun zeigen wir sie so, wie es sein sollte: als thematisch verwandte Bonusgeschichte.
Den Abschluss macht „Lebensträume“. Ich gebe zu, dass es sich dabei um einen meiner eigenen Favoriten handelt. Ich mag auch die Doppelbedeutung des Titels: Dagobert träumt von seinem Leben, doch am Ende geht es in seiner Traumwelt auch um seinen sprichwörtlichen Lebenstraum. Natürlich ist die Geschichte kein SLsM-Kapitel, da nichts von dem, was man hier aus Dagoberts Jugend sieht, wirklich stattfindet. Doch ich bin stolz auf die Geschichte und sie verdient es, in diesem Band enthalten zu sein.