Batman & Catwoman: Das Hochzeitsalbum
Eine Liebe, die Comicfans schon seit Jahrzehten, mal mehr, mal weniger verfolgen, ist die von Bruce Wayne und Selina Kyle, und genau dieses Liebe bzw. das Wechselspiel der Gefühle der beiden ist das Thema dieses überformatigen Hardcoveralbums.
Autor Tom King hat sich mit vielen der wichtigsten Zeichner des Dunklen Ritters zusammengetan, um eine gefühlsbetonte Reise durch die Vergangenheit des als Tiere verkleideten Paares zu veranstalten.
In der Heftserie hatte Bruce Selina einen Antrag gemacht, und im Hochzeitsalbum werden die nun folgenden Ereignisse geschildert, z.B. wie das Paar jemanden finden muss, der es traut, oder auch die emotionale Suche nach Trauzeugen, die auch einem alten Hackklotz wie mir die Tränen in die Augen treiben kann.
Immer wieder gibt es Rückblenden, die jeweils von anderen Künstlern gestaltet wurden, z.B. Legenden wie Frank Miller, Andy Kubert, Greg Capullo oder Neal Adams. Diese unterscheiden sich nicht nur durch ihre sehr individuellen Zeichenstyle, sondern auch durch die sehr unterschiedlichen Kostüme, in die sich Bruce und Selina in verschiedenen Epochen gezwängt haben. Schon allein die opulente Aneinanderreihung dieser Zeichnungen wäre Grund genug sich diesen Band zuzulegen, aber Tom King baut darum noch einen Blick in die Psyche des Paares und der Dynamik der Beziehung. Aber auch die Spannung kommt nicht zu kurz, soviel kann ich versprechen.
Damit nicht genug findet sich im zweiten Teil des Bandes das US-Batman Annual 2 aus dem Jahre 2018 mit der Story „Eines Tages“. Dabei handelt es sich um eine ebenfalls von Tom King geschrieben Episode aus einer Alternativwelt, in der ebenfalls das gemeinsame Leben von Selina und Bruce beleuchtet wird, freilich jedoch mit einem anderen Ausgang. Aber auch hier beweist King viel Kenntnis der Historie der Fledermaus. Das Ganze ist in Anlehnung an der alten Erde 2 entstanden, in der die beiden ja verheiratet waren, und auch eine Tochter namens Huntress hatten. Gerade die Möglichkeit nicht auf eine fortlaufende Kontinuität Rücksicht nehmen zu müssen eröffnet meist spannende, radikale Erzählmöglichkeiten, so auch hier. Ebenfalls also eine sehr lesenswerte Geschichte, nicht nur Beiwerk.
Sehr umfangreich ist auch der Bonusteil, z.B. „Stationen einer Liebe“, in denen Christian Endres aus den klassischen Heften berichtet, und viele Inspirationen für die Zeichnungen aufzeigt. Eine sehr schöne Information für Leser, die sich vielleicht noch die klassischen Begegnungen zulegen wollen. Außerdem gibt es noch Skizzen für das Brautkleid von Selina, sowie Coverentwürfe.
Ein Band also, der für jeden Batman-Fan als Pflichtlektüre gelten wird, und dem man auch gut folgen kann, wenn man die Heftserie aktuell nicht liest. Spätestens mit dieser Story hat sich Tom King in den Olymp der wichtigen Batman-Autoren geschrieben.
Invasion from Planet Wrestletopia 1 + 2 (SBI Press)
Eine Liebeserklärung an das Wrestling-Genre haben die Autoren Ed Kuehnel und Matt Entin mit der Comicserie „Invasion from Planet Wrestletopia“ geschaffen. Beide kommen aus der Gamesbranche, und haben an Spielen wie „Leisure Suit Larry“ oder das von mir gefeierte „Valiant Hearts: The Great War“ mitgewirkt. Hauptfigur ist der alternde Wrestler „Rock’n’Roll Rory Randell“, der aufgrund einer szenetypischen Änderung des Ausganges einer seiner Kämpfe gegen seine Liga rebelliert, und sich kurzerhand zum Champion des Universums deklariert. Das bleibt nicht unbemerkt, und als Außerirdische vom Planet Wrestletopia die irdischen Fernsehsignale auffangen, fühlt sich deren Champion getriggert, denn es kann nur einen Champion im Universum geben…
Mir haben die beiden ersten Hefte (die Serie ist noch nicht abgeschlossen) sehr gut gefallen, was an meiner Sozialisation mit Wrestling in den frühen 90ern auf Tele 5 und Sky One zusammenhängen mag. Diese Atmosphäre transportiert auch der Comic, in dem es markige Sprüche, fiese Manager und unglaubliche Moves gibt. Natürlich werden auch die Schattenseiten der Szene wie veränderte Drehbücher (z.B. wie bei Bret Hart beim Montreal Skrejob), generationenübergreifende Wrestling-Familien oder Fehlentscheidungen der Federation nicht ausgespart. Die Mischung mit den wrestlenden Aliens setzt eine schöne pulpige Note dazu, die durch die Zeichnungen von Dan Schkade einen cartoonigen Charme bekommen. Letzterer hat einige sehr ansprechende kirbyeske Posen am Start, die durch die Farben von Marissa Louise ausgezeichnet inszeniert werden. Als Wrestlingfan wird man viele Anspielungen auf handelnde Personen und Ereignisse finden, und selbst bei dem Schriftzug der Serie sind deutliche Parallelen zu finden.
Insgesamt also eine witzige Serie mit Wrestlingbezug, bei der aber auch ausreichend Hintergründe, speziell zur Hauptfigur, geliefert werden. Das Ganze ist für schmales Geld bei Comixology zu bekommen. Über eine deutsche Veröffentlichung in physischer Form würde ich mich sehr freuen.
Batman Metal
Okay, ich bin etwas spät auf der Party, aber das hat einen Grund. Ich lese mittlerweile gern zusammenhängende Storys am Stück, und gerade bei Großereignissen hat sich das bewährt. Daher war es für mich klar, dass ich auch Batman Metal an einem Stück lesen will, und diese Entscheidung war goldrichtig, denn es handelt sich nicht um eine Batman-Maxiserie, sondern tatsächlich um ein DC-Event von den Ausmaßen einer Crisis.
Enthalten sind Dark Days: The Forge 1, Dark Days: The Casting 1, Dark Knights: Metal 1-6 sowie Dark Knights Rising: The Wild Hunt 1. Eine ganze Latte an Heften also, aber, um es gleich vorweg zu nehmen, es gäbe da noch den ein oder anderen Sonderband (z.B. Widerstand in Gotham, Die Batmen aus der Hölle) und Dutzende Hefte von Scott Snyder, die das Verständnis der Ereignisse deutlich verbessern würden. Es ist also keine schnell weglesbare Batman-Geschichte, und bei dem US-Originalheften kam der Name Batman ja auch nicht vor.
Trotzdem ist die alte Lederhaut natürlich der Dreh- und Angelpunkt der Geschichte, und Bruce muss sich durch nicht weniger als das gesamte Schaffen von Scott Snyder kämpfen. Eigentlich will er das namensgebende Metall untersuchen oder bessergesagte: die Metalle. Seit längerer Zeit hat er diese beobachtet, denn im Periodensystem der Elemente tauchen sie nicht aus, und Batman vermutet einen dimensionsübergreifenden Zusammenhang.
Viele Freunde aber auch Feinde scheinen etwas darüber zu wissen, nur das dadurch nichts an Licht kommt, sondern alles immer nebulöser wird. Doch Batman wäre nicht Batman, wenn er aufgeben würde. Doch ungewollt holt er sich das Grauen in seine Welt, groteske Zerrbilder seiner selbst in wilder Mischung mit anderen Helden, die keine Gnade kennen…
Fazit:
In der Vergangenheit war ich bei vielen Geschichten von Scott Snyder irritiert. Zwar hatten sie stets spannende Ideen, aber ich hatte nicht immer den Eindruck alles abgeschlossen verstanden zu haben. Viele dieser Elemente, z.B. die Eulen oder auch Batmans unfreiwillige Reise durch die Zeit bis zu den letzten Vorkommnissen mit dem Joker wird hier eingeflochten und in einem Zusammenhang gebracht. Daher ist der Band für einen Neuleser komplett ungeeignet, aber wenn jemand lange Zeit in der Heftserie versunken ist und den roten Faden sucht, ist er hier genau richtig.
Von der Anzahl der Beteiligten Figuren wäre Batman Metal eigentlich eher zu Justice League Metal umzubenennen. Superman, Wonder Woman, Green Lantern und andere spiele eine große Rolle, aber auch Charaktere aus der Bat-Familie und andere Gruppierungen.
Zeichnerisch werden höchst unterschiedliche Resultate geboten, aber mit Größen wie Capullo, Jim Lee Romitha Jr. oder Andy Kubert sollte für jeden etwas dabei sein. Die Anleihen der Dark Judges aus Judge Dredd sind bei den Dark Knights sehr, sehr deutlich.
Was hat mir gefehlt? Bei all der epischen Ereignisse und Verknüpfungen sowie den alten und neuen Figuren hätten einige redaktionelle Seiten mit Hintergründen und Lesereihenfolgen dem Gelegenheitsleser Hilfe leisten können. Gerade weil man sehr tief im Thema seien muss, um die Handlung voll zu genießen.