Eine Sache ist mir unklar geblieben: Warum tauchten "Die Pichelsteiner" nie im Fix-und-Foxi-Heft auf? Als einzige der langlebigeren Kauka-Serien.
Wenn es dazu eine Antwort gibt, würde ich mich über einen Eintrag hier freuen.
Druckbare Version
Eine Sache ist mir unklar geblieben: Warum tauchten "Die Pichelsteiner" nie im Fix-und-Foxi-Heft auf? Als einzige der langlebigeren Kauka-Serien.
Wenn es dazu eine Antwort gibt, würde ich mich über einen Eintrag hier freuen.
Das ist eine sehr gute Frage und letztendlich wird das von uns keiner mehr so richtig rausfinden. ;)
Ich kann Dir hier jetzt nur meine Vermutungen und Spekulationen anbieten.
Anscheinend waren die "Pichelsteiner" von Anfang an für die Nebenserien konzipiert. Zuerst in Lupo modern/Tip Top, Super Tip Top, dann über die TB Kauka Comic zu deren Folgeserie Prima/Primo.
Dann folgt der Bruch. Mit Übernahme durch IPC/VNU 1974 wird Primo eingestellt und unsere "Höhlenbewohner" tauchen bis 1979 nur noch einmal (1976) in der Zack Parade 16 auf. Entweder hatte IPC/VNU keinerlei Interesse an diesen Figuren, oder sie waren u.U. gar nicht Bestandteil des Verkaufs. Wie wären sie sonst bei Koralle erschienen?
Auch mit Übernahme von Pabel ab 1979 tauchen die Pichelsteiner nur noch in den Taschenbüchern und als Nachdruck auf.
Vielleicht hängt das auch mit dem Streit um die Urheberrechte mit Rinaldi zusammen und man wollte Konflikte, welcher Art auch immer, vermeiden.
Aber wie geschrieben, alles reine Spekulation von mir. :o
Ich kann Albert-Enzian nur zustimmen.
Eine offizielle Erklärung dafür wird es wohl nicht mehr geben. Sondern eben nur Vermutungen.
Hier biete ich meine Vermutungen dazu an:
Die Pichelsteiner waren, wie Fritze Blitz und Dunnerkiel, seinerzeit im Fahrwasser von Siggi und Barrabas (der verunglückten Asterix-Bearbeitung) für Lupo modern entstanden, und sollten wie die vorgenannten Serien Rolf Kaukas Bedürfnis dienen, die damaligen politischen Verhältnisse aus seiner subjektiven Sicht „satirisch“ (?) zu „kommentieren“. Daher enthalten auch die frühesten Pichelsteiner-Geschichten leider diverse fragwürdige Textpassagen.
Sie waren somit grundsätzlich für ein älteres, reiferes Publikum gedacht als die Kindercomics in Fix und Foxi, und daher für Lupo/Lupo modern/Tip Top und anschließend (also nachdem Kauka sein völlig unangebrachtes „comikales Politisier-Bedürfnis“ endlich zurückgenommen hatte) für das ebenfalls sich an ein älteres Publikum richtende Prima/Primo gedacht – wobei Rinaldi dann das satirische Potenzial der Serie glücklicherweise auf deutlich harmlosere, und durchaus gelungene Weise auslotete.
Da drängt sich der Vergleich zu "Pit und Pikkolo" auf. Die Story "QRN ruft Bretzelburg" drückt ja auch dieses äußerst fragwürdige Politisier-Bedürfnis aus, in unseliger Weise. Und ist ebenfalls nicht in FF vertreten, sondern im Taschenbuch FF extra. Bei den anderen Geschichten kann ich bzgl. der Polit-Anteile der Kauka-Übersetzungen nicht mitreden, kenne sie nur über Carlsen. Einige PPs waren in FF, andere nicht. Passen die zu dieser Vermutung: harmlose Übersetzung -> FF, Polit-Übersetzung -> nicht in FF?
Ein Beispiel kenne ich aber noch: Old Nick "Die Kokibalen bitten zu Tisch". Auch da tobt der Polit-Missionarismus. Kein FF, sondern "Super Tip Top".
Irgendwie scheine ich der einzige zu sein, der in QRN ruft Bretzelburg einen hübschen und netten Comic sieht?
Bei Spirou und Fantasio wird so ziemlich dasselbe getextet, wie seinerzeit bei Pit und Pikkolo. Zumindest ist mir nie etwas aufgefallen, was an fragwürdigen Politisier-Bedürfnissen anstand. Sicher hat man da und dort eine politische Begebenheit überspitzt eingeflochten. Das machen andere Comics jedoch auch.
Diese Pichelsteiner zum Beispiel liessen ja keine Gelegenheit aus in jedes Fettnäpfchen zu treten. Die ohnehin doofen Erzählungen wurden sicherlich von den meisten Lesern ohnehin nur wegen Petra gelesen. Kein Wunder wurden sie ausserhalb Prima/Primo nicht gross verbreitet.
Nein, nein, mach dir keine Sorgen. :cool:
Was Kaukas "Politisier-Bedürfnis" betrifft, darf es abseits von der gehechelhammerten Bio nicht aus der Zeit gerückt werden. Wie viele Deutsche haben damals denn die Spaltung nicht bedauert? Wie viele haben sich damals - aus reinem Selbstschutz - denn nicht gerne in einer Opferrolle gesehen (die Österreicher z. B. grundsätzlich) bzw. als jemand, der in der Wehrmacht halt "seine Pflicht getan" hat? Über all das einfach die Perspektive der später Geborenen zu breiten, halte ich für verkehrt. Betrachten wir die Geschichten als die Geschichten und gucken, was sie uns heute sagen.
Absolut NICHT! :D
Und auch wenn das Ganze hier jetzt nicht mehr sooo ganz meinen Threadtitel entspricht, hier zu QRN auch noch ein kurzes Statement von mir. :p
Für mich hatte auch Franquin bei der Entstehung der Geschichte ganz klar den damaligen "Eisernen Vorhang" vor Augen. Vielleicht nicht zwingend die deutsch/deutsche Grenze (kann sich genauso gut um Österreich und Tschechien handeln, da passen stilistisch auch die Ortschaften besser), aber bestimmt nicht, wie einmal an anderer Stelle eingeworfen, den damaligen "Südtirol-Konflikt.
Und das diese "Steilvorlage" bei Kauka für die deutsche Zonengrenze benutzt wurde, lag doch auf der Hand. ;)
Ganz harmlos war er, der Onkel Rolf. 21 Jahre nach Kriegsende schreibt er: “...was ich mir, Euch und Euren Eltern vom Nikolaus wünsche: Frieden in allen Ländern, Freilassung der unschuldigen Gefangenen in Spandau und in allen anderen Gefängnissen…” :D
Es war nicht meine Intention, diese Diskussion hier loszutreten. Ich hab' nur überlegt, ob die Vermutung von Horatio, dass Übersetzungen mit "politischen Kommentaren" bewusst nicht in FF auftauchen sollten, von den Pichelsteinern auf andere Serien übertragbar ist und somit diese Vermutung unterstützen würden.
Die Auseinandersetzung mit der Bretzelburg- wie der Kokibalen-Story haben wir vor Jahren im Comic-Stammtisch geführt.
https://www.comicforum.de/showthread...ic-Stammtisch-!!
Auch Kauka war bewusst, dass Rudolf Hess als Kriegsverbrecher rechtsgültig verurteilt worden ist. Mit "unschuldig" hat er wohl das gemeint, worauf ich in meinem Beitrag oben bereits angespielt habe: schuldig im juristischen Sinn, unschuldig, weil verblendet und der NS-Propaganda erlegen. Und gerade weil Hess damals schon 20 Jahre im Gefängnis saß, fand Kauka vermutlich, jetzt sei es genug. Als hätte er in die Zukunft gesehen: noch weitere 20 Jahre blieb Hess inhaftiert, bis er Suizid beging. Da frage ich mich persönlich, was die größere Strafe ist, nach den Nürnberger Prozessen hingerichtet zu werden oder 40 Jahre eingesperrt und bewacht zu werden.
Generell gilt übrigens, dass sich damals (auch gescheite) Nicht-Akademiker in der Regel nicht immer so "richtig" ausgedrückt haben, wie es heute der Fall ist. In den Coronajahren hatte man bei Onlinediskussionen ja oft den Eindruck, da unterhielten sich lauter Mediziner, so wurden Fachbegriffe hin- und hergeschmissen. Meine Großeltern hätten nur Bahnhof verstanden ... Wieder gilt: Aufpassen, wenn man Aussagen von vor 50, 60 Jahren heute liest. Damals war es nicht wie heute.
WOW, da hat BalkFingo ja was ganz Neues entdeckt und ausgegraben. :o
Ich denke, fixundfertig bezog sich hier wohl eher auf Rolf Kauka (Jahrgang 1917).
P.S. Ich habe Markus vorgeschlagen diesen Thread aufzuteilen. Meinetwegen mit dem neuen Titel "Pichelsteiner versus Gallensteiner" (gabs übrigens schon). :D
Von meinem Ursprungsthread bleibt halt dann erstmal nur das Eingangsposting. ;)
Edit: Lustig, die letzten zwei Tage ist hier mehr los, als gefühlt das ganze letzte Jahr. :p
Nein, nein, ich meinte schon die "Unschuld" von Hess. Ich habe einfach darüber nachgedacht, was Kauka (noch) in den 60ern dazu bringt, von den unschuldigen Gefangenen in Spandau zu sprechen, und versucht, dies aus der Zeit heraus zu verstehen. Letztlich war es der (leider) ganz normale Verdrängungsmechanismus, dass er und die meisten anderen Deutschen (und Österreicher) sich nicht (mehr) als Schuldige begreifen wollten. Wie hätte man mit dieser Schuld auch weiterleben sollen? Der in Spandau inhaftierte Hess war für diese Verdrängung der Kristallisationspunkt. Auch Hess, so wie man selbst, war, nahm man an, unschuldig schuldig geworden, weil die Zeitumstände danach waren und man in jugendlicher Begeisterung den falschen Führern folgte usw. usf.
Weil ich nichts davon geschrieben habe, dass „Übersetzungen mit ‚politischen Kommentaren’ bewusst nicht in FF auftauchen sollten ...", dass es also im Kauka-Verlag eine Regel dieser Art gegeben haben könnte.
Edit:
Diese Vermutung hast du selbst entwickelt in dem Beitrag, in dem du Pit und Pikkolo und das Beispiel QRN ruft Bretzelburg hinzugenommen hast:
Ich habe mir vor Kurzem aus Nostalgie Gründen nochmal mein Fix und Foxi Star-Parade Pichelsteiner Taschenbuch durchgelesen. Mir war als Kind nie aufgefallen, was da so alles thematisiert wurde. Aber die erste Geschichte "Kriegsgelüste" nimmt klar Bezug auf den Aufstieg der Nazis, da fallen dann Begriffe wie Blitzkrieg, Wehrkraftzersetzung, Sturmangriff, Notstandsgesetz etc., womit Kinder nicht unbedingt was anfangen können. Aber gut, war wie gesagt als Kind mir nicht so störend aufgefallen. Ist aber schon sehr politisch angehaucht. Der Obermuffel mit seinem Schnäuzer sieht ja auch sehr passend zur Geschichte aus.
Mir waren als Kind die politischen Anspielungen völlig egal. Über das was ich nicht sofort kapiert habe, wurde einfach drüber gelesen.
Wegen dem bescheuerten Spandau-Zitat von Kauka (ich glaube das war sogar im Weihnachtsheft 1963) ist mein Vater völlig ausgerastet und hat mir das lesen von FF sogar verboten. Meine Mutter hat das dann abgebogen. Als Rotznase hab ich damals überhaupt nicht kapiert um was es da ging.
Ist mir alles erst mit 12/13 Jahren aufgegangen als wir ein KZ besucht haben.
Es war damals kompliziert und es ist nicht einfacher geworden wenn man sich die aktuelle Situation anschaut.